Polizeikontrolle: Mann schoss sich in den Kopf

Der Obdachlose (45) aus Oberfranken stirbt sofort. Der rätselhafte Fall wirft viele Fragen auf. Die Kripo ermittelt derzeit auf Hochtouren
Susanne Will |
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Vor dem Volksbad sichern Spezialisten am Montag früh die Spuren. Am Boden liegt der 45-Jährige.
News5 3 Vor dem Volksbad sichern Spezialisten am Montag früh die Spuren. Am Boden liegt der 45-Jährige.
Mit diesem Revolver erschoss sich der Mann auf offener Straße.
News5 3 Mit diesem Revolver erschoss sich der Mann auf offener Straße.
Hier wird die Leiche des 45-Jährigen abtransportiert.
News5 3 Hier wird die Leiche des 45-Jährigen abtransportiert.

NÜRNBERG Es ist ein äußerst mysteriöser Fall, der die Nürnberger Kripo beschäftigt: Warum schoss sich ein 45-jähriger Klein-Krimineller während einer Polizei-Kontrolle plötzlich in den Kopf? Bis Montagabend hatten die Ermittler noch keine Antwort auf die Frage.

Am Morgen schauten zwei Polizisten die Meldezettel in der Heilsarmee durch – es war Routine-Arbeit für die Streife. Denn die Personalien der dort anwesenden Menschen werden routinemäßig gecheckt. So auch die jenes Mannes, der am späten Sonntagabend in der Gostenhofer Hauptstraße Einlass begehrte. „Er hat einen ganz normalen Eindruck gemacht“, erinnert sich Major Michael Schröder, der Leiter der Einrichtung. Wie jeder andere auch füllte der Obdachlose den Meldezettel aus. „Er kam als Notübernachter, da alle anderen Sozialdienste bereits Dienstschluss hatten.“ Am nächsten Morgen hätte ihm eine Beratung durch einen Sozialpädagogen zugestanden. Doch dazu kam es nicht.

Um 6.30 Uhr ließ sich eine Streife die Formulare zeigen. Der Mann war zur Aufenthaltsermittlung ausgeschrieben. Das heißt: Er hätte behördliche Post bekommen sollen, war aber an seinem zuletzt gemeldeten Wohnsitz nicht mehr anzutreffen. Daraufhin wurde der 45-Jährige kontrolliert. Als er am Streifenwagen durchsucht werden sollte, flüchtete er plötzlich. Die Beamten verfolgten den Mann durch die Elsnerstraße, als er plötzlich einen Revolver zog – und auf die Beamten zielte. Die zogen ebenfalls ihre Waffen, gingen in Deckung und forderten ihn auf, sich zu ergeben. Als der Mann weiterlief, rannten die Beamten hinterher.

Lange Knast-Karriere

Doch vor dem ehemaligen Volksbad in der Rothenburger Straße gipfelte die Verfolgung in einem furchtbaren Drama: Der Mann steckte sich die Waffe in den Mund und drückte ab! Eine Reanimierung war erfolglos. Auch der kurze Zeit später eintreffende Notarzt konnte nicht mehr helfen. Die von dem Schuss völlig überraschten Beamten werden von Psychologen betreut. Der Oberfranke war der Polizei bekannt, allerdings eher als Gelegenheitsganove: Ladendiebstahl, Körperverletzung – nach AZ-Informationen soll er insgesamt 14 Jahre hinter Gittern verbracht haben. Warum war der Mann bewaffnet? Woher hatte er den Revolver? Was wollte er in Nürnberg? Warum tötete er sich? Hatte er Angst vor der Polizei, vor dem Gefängnis? Darauf hat Polizeisprecher Bert Rauenbusch noch keine Antwort.

Auch im Zimmer des Toten in der Heilsarmee fanden sich keine Hinweise auf die Wahnsinnstat. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagte Rauenbusch gestern nur. Auch natürlich in die, ob die Tat etwas mit anderen Verbrechen zu tun hat. „Derzeit haben wir dazu aber keine Hinweise“, so die Polizei. Zurück bleiben neben vielen offenen Fragen zunächst mehrere fassungslose Streifenpolizisten. Und eine riesige Blutlache auf dem Bürgersteig.

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