Polizeieinsatz: „Die Sache durchziehen“

Im Prozess um den umstrittenen Einsatz bei Rosenheim wird der erste Polizist befragt. Er sagt: „Die Frau wollte uns veräppeln“
job |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Großes Polizeiaufgebot vor dem Amtsgericht Traunstein: Erstmals äußert sich am Freitag einer der Beamten vor Gericht zu dem Einsatz.
Großes Polizeiaufgebot vor dem Amtsgericht Traunstein: Erstmals äußert sich am Freitag einer der Beamten vor Gericht zu dem Einsatz.

Im Prozess um den umstrittenen Einsatz bei Rosenheim wird der erste Polizist befragt. Er sagt: „Die Frau wollte uns veräppeln“

Rosenheim/Traunstein – Im Prozess um den umstrittenen Polizeieinsatz im Herbst 2010 nahe Rosenheim ist am Freitag der erste Polizeibeamte als Zeuge vernommen worden. Gegen ihn und seine Kollegen war das Verfahren eingestellt worden. Dagegen muss sich ein Familienvater – selbst Ex-Polizist – mit seiner Frau, Tochter und Schwiegersohn wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte verantworten. Die Familie hatte den Polizeieinsatz als „Gewaltorgie“ bezeichnet (AZ berichtete).

Die Polizisten suchten einen Nachbarn, der zu einer psychiatrischen Untersuchung gebracht werden sollte. Doch der Mann war weggezogen. Die Streifenpolizisten klingelten daraufhin bei der Nachbarin – der Tochter des Ex-Polizisten. Das war der Beginn des Einsatzes, der aus den Fugen geriet.

Die junge Frau sei unfreundlich gewesen und habe die Dienstausweise verlangt, sagte der Beamte am Freitag vor Gericht. „Der Gesichtsausdruck und Tonfall der Dame hat sich schlagartig geändert“, so der 31-Jährige. Weil sie ihm gleichzeitig ihren Ausweis nicht zeigen wollte, habe er einen Fuß in die Tür gestellt. Der Richter belehrte: „Grundsätzlich braucht man für das Betreten einer Wohnung erst einmal einen Durchsuchungsbeschluss.“

Schließlich übergab der Polizist die Frau im Hausflur drei Kollegen, die inzwischen eingetroffen waren. Am Ende waren zehn Beamte und ein Polizeihund vor Ort. Er habe nicht gesehen, ob Beamte auf die Familie einschlugen. Wie berichtet, waren während des Einsatzes drei Familienmitglieder auf den Boden gerungen worden. Davon gibt es auch Fotos. Die drei wurden im Krankenhaus behandelt.

Der Beamte schilderte die Lage an jenem Herbsttag als angespannt. „Es war eine eingefrorene Situation.“ Der Verteidiger der Angeklagten konfrontierte den 31-jährigen  mit einem Ratgeber der bayerischen Polizei im Internet, wonach Bürger sich durchaus skeptisch verhalten sollen, wenn Unbekannte sich an der Wohnungstür als Amtspersonen ausweisen. Der 31-Jährige gab zu, den Ratgeber nicht zu kennen. Sein Verhalten sei angemessen gewesen. Er sagte: "Die Frau wollte uns veräppeln. Dann muss man die Sache durchziehen.“ Der Prozess wird voraussichtlich bis in den Herbst dauern.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.