Polizei ließ Zeugen in Hypnose versetzen!
Erlanger Tiefgaragen-Mord: Der Ingenieur sollte sich an das Kennzeichen des Fluchtautos erinnern...
NÜRNBERG Sie haben alles probiert! Selbst ein Hypnotiseur wurde von der Kripo eingesetzt, um den Mörder der Arzthelferin Susanne M. (†27) zu finden. Er sollte das Erinnerungsvermögen eines Zeugen verbessern, wie am Nürnberger Schwurgericht bekannt wurde. Außerdem wurde ein Film mit der nachgestellten Tat gezeigt.
Sicher ist: Der Fahrer eines elfenbeinfarbenen Audi 80 muss es sehr eilig gehabt haben, als er kurz nach 7.30 Uhr am 5. März 1999 aus der Erlanger Tiefgarage herausgedüst kam. Er überfuhr fast eine Passantin (29), wäre beinahe mit dem Pkw von Hans-Peter S. (50) zusammengekracht. Der Ingenieur beschrieb den Fahrer. Danach wurde ein Phantombild gefertigt. Aber der Zeuge erinnerte sich kaum an das Kennzeichen: Ein „F“ sei dringewesen. Um mehr herauszufinden, ließ sich der Ingenieur von einem Polizei-Psychologen hypnotisieren. Doch die umstrittene Methode brachte nicht viel.
Der als Mörder angeklagte Peter S. (44) wiederum wurde mindestens drei Mal in neun Jahren vernommen. Erstmals kurz nach der Tat, zuletzt im Januar 2008 – nach erneuter Überprüfung aller Spuren. Sein Alibi („Ich war im Bett“) hatte seine damalige Freundin nicht bestätigt. Schließlich gestand er, dass er damals alleine in seinem hellen Audi unterwegs war. 15 Minuten hätte er zum Tatort gebraucht.
War er also der Mann, den der Chef der Getöteten kurz vor der Tat in der Tiefgarage sah, über den Kofferraum eines Autos gebeugt? Bald danach kam Susanne M. Die Kripo stellte die Szene im Video nach. Als eine Puppe als Opfer am Boden lag, kämpften die Eltern der Ermordeten mit den Tränen. Peter S. blieb unberührt. Wie auch bei seiner Vernehmung: Sein Telefon war schon länger abgehört worden, so Chefermittler Robert Hittinger. „Aber er wirkte so gefestigt in seiner neuen Beziehung. Warum sollte er den lang zurückliegenden Mord zugeben?“
Das Verhör ist auf 241 Seiten dokumentiert. Peter S. blieb auch cool, wenn er sich in Widersprüche verstrickte. Und erklärte: „Ich bleibe dabei, ich war es nicht.“ cis