Polizei geschockt: Unsere Kids saufen, prügeln, randalieren
Die neue Kriminalstatistik zeigt: Sachbeschädigungen und Raub in der Stadt Nürnberg nehmen zu. Viele der jugendlichen Täter sind betrunken. Präsident Gerhard Hauptmannl: „Wir brauchen andere Gesetze“
NÜRNBERG Einmal im Jahr wird bayernweit abgerechnet: Welche ist die sicherste Großstadt? Wer hat die höchste Aufklärungsquote? Wo gab es die meisten Gewaltverbrechen? Am Dienstag zog Polizeipräsident Gerhard Hauptmannl in der Kriminalstatistik 2009 Bilanz für Mittelfranken.
Positiv: Insgesamt gingen hier die Straftaten um 3,2 Prozent zurück. Dramatisch aber ist die Entwicklung in der Stadt Nürnberg. Hier stieg die Kriminalität um zwei Prozent an. So gab es 2008 exakt 42.672 Delikte, 2009 aber 43.520. Hinter den Einzelposten steht meist ein Problem: Jugendliche und Alkohol. Und immer mehr Kids saufen, prügeln, randalieren!
Der traurige Beleg: Die Straßenkriminalität stieg um 7,8 Prozent, die Sachbeschädigung auf öffentlichen Straßen sogar um 24,4 Prozent. 7,1 Prozent mehr Autos wurden beschädigt und 18 Prozent mehr aufgebrochen. Und es gab 14 Prozent mehr Raub-Straftaten! Solche Delikte sind symptomatisch für betrunkene Jugendliche: Bei Sachbeschädigungen an Autos war gut jeder zweite Jugendliche blau.
Körperverletzungen: 46,3 Prozent aller Verdächtigen berauscht
„Nach wie vor bleibt Alkohol der größte kriminalitätsfördernde Faktor. Jeder fünfte Jugendliche steht bei der Tatausführung unter Alkoholeinwirkung“, so Hauptmannl.
Lichtblick: Es steht ein Minus von fast zehn Prozent bei leichter und ein Minus von 6,5 Prozent bei schwerer Körperverletzung. Das ist der niedrigste Stand der letzten fünf Jahre. „Hier greift unser Pakt mit der Stadt und den Betreibern der Discos“, sagt Hauptmannl vor allem mit Blick auf den Kohlenhof. Aber auch hier wird bei näherer Betrachtung deutlich: Jugendliche gehen mit dem Alkohol einen unheilvollen Pakt ein. Bei den Schlägern unter 21 Jahren waren knapp 40 Prozent betrunken; vier von zehn Gewalttätern sind unter 21 Jahre.
Doch nicht nur die Jungen werden aktenkundig, wenn sie trinken. Bei 2300 in Mittelfranken geklärten gefährlichen und schweren Körperverletzungen waren 46,3 Prozent aller Verdächtigen berauscht. „Präventionsarbeit allein durch die Polizei ist zu wenig“, so Hauptmannl. Wenn Alkohol weiterhin für Jugendliche so leicht erreichbar sei, „werden wir der Entwicklung nicht mehr Herr“: „Wir brauchen andere Rahmenbedingungen, andere Gesetze. Und auch eine andere Mentalität: Menschen, die einschreiten, wenn Jugendliche trinken.“
Die Nürnberger Sperrzeiten stellt Hauptmannl angesichts der Suff-Gewalt noch nicht in Frage. „Das muss ohnehin der Stadtrat entscheiden. Aber da wir die Situation am Kohlenhof in den Griff bekommen haben, müssen wir nun schauen, ob das in Zukunft auch so bleibt. Oder ob wir andere Wege gehen müssen.“ S. Will
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