Plätze für Obdachlose werden in Großstädten knapp

Es ist kalt - und gerade für Obdachlose ist der Winter ein Kampf. Eine Umfrage hat ergeben, dass der Platz in Großstädten mittlerweile knapp wird.
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Die Nächte sind kalt - gerade für Obdachlose. Die Plätze werden knapp.
dpa Die Nächte sind kalt - gerade für Obdachlose. Die Plätze werden knapp.

Es ist kalt - und gerade für Obdachlose ist der Winter ein Kampf. Eine Umfrage hat ergeben, dass der Platz in Großstädten mittlerweile knapp wird.

Nürnberg/München - Frostige Temperaturen, Schnee und Eis setzen Obdachlosen zu – besonders nachts. Unterschlupf finden sie in Bayern fast überall, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab. Zumindest in größeren Städten wie Nürnberg und München wird der Platz allerdings allmählich knapp. Nürnberg denkt – auch wegen der wachsenden Zahl von Armutszuwanderern aus Bulgarien und Rumänien - sogar darüber nach, ein früheres Altstadtlokal den Winter über als vierte Obdachlosen-Unterkunft zu öffnen.

In München schätzen Fachleute die Zahl der Männer und Frauen, die auf der Straße leben, auf 400 bis 500. Zwischen 11 000 und 20 000 Menschen seien bayernweit in Unterkünften für Wohnungslose untergebracht, berichtete das Sozialministerium.

Dass Obdachlose ein Dach über dem Kopf bekommen, ist Aufgabe der Kommunen. Dabei ist nach Angaben von Thomas Duschinger, der die Wohnungslosenhilfe in Südbayern koordiniert, eine menschenwürdige Unterbringung oberstes Gebot. Damit niemand bei Minusgeraden im Freien übernachten muss, bietet etwa München in den Wintermonaten zusätzliche Schlafplätze in einer alten Kaserne an. Wenn die nicht ausreichen, wird zudem ein ehemaliger Bunker zum Übernachten geöffnet, sagt Duschinger.

Neben den ganzjährig geöffneten Unterkünften gibt es dort auch Beratungseinrichtungen oder Angebote wie die Teestube „komm“. Verschärft werde die Lage in München dadurch, dass manche Umlandgemeinden Obdachlose wegen des dort angeblichen besseren Angebots nach München verwiesen. Duschinger spricht von „vertreibender Hilfe“.

Aber „im Ballungsraum München sind die Kapazitäten weitgehend erschöpft.“ Dass es in der Stadt München langsam eng wird, bekommen inzwischen auch kleinere Städte im Umland zu spüren: Wenn etwa zwei große Familien obdachlos würden, bekomme man schon Probleme, sagte der Hauptamtsleiter in Dachau, Josef Hermann. Man versuche aber, viele Probleme schon im Vorfeld abzufangen.

Deshalb reichten die Plätze in den städtischen Wohnheimen und Wohnungen in der Regel aus. Anders sieht es in Nürnberg aus: Man denke über zusätzliche Schlafplätze nach, sagte Willi Kronberger, der Koordinator für Wohnungslosenhilfe in Nordbayern.

Bisher gibt es in der Stadt drei Unterkünfte, zudem medizinische Versorgung in der „Straßenambulanz Franz von Assisi“. In Kempten, Würzburg, Bayreuth und Augsburg gibt es im Winter keine zusätzlichen Angebote für Obdachlose. Das sei bisher nicht notwendig gewesen, sagte eine Sprecherin der Stadt Kempten. Im Allgäu bekommen Obdachlose in einer Wärmestube des Roten Kreuzes ein warmes Essen und auch einen Schlafplatz – das ganze Jahr über.

In Würzburg reichen nach Angaben eines Stadtsprechers im Winter die ganzjährig geöffneten Verfügungswohnungen, Obdachlosenunterkünfte und die Wärmestube der Caritas ebenfalls aus. Auch in Augsburg kann man nach Angaben des Leiters des Amtes für soziale Dienste auf jede Notlage angemessen reagieren.

Neben den Übergangswohnheimen und den Wohnungen gebe es eine Wärmestube des Sozialdienstes der katholischen Männer und Frauen. In Bayreuth kann die Zahl der Schlafplätze, wenn nötig, aufgestockt werden – das ist aber eigentlich nicht notwendig, wie ein Stadtsprecher sagte.

Das Problem ist nach Beobachtungen in vielen Städten, dass Obdachlose immer länger in Notunterkünften zubringen, die eigentlich nur für ein paar Tage gedacht seien. Ziel sei es immer, den Betroffenen wieder eine eigene Wohnung zu vermitteln, sagte Kronberger. Das sei aber mehr als schwierig, gerade in Ballungsräumen sei die Situation „angespannt“, denn: „Es gibt einfach keinen bezahlbaren Wohnraum.“

Von dem Problem seien neben München auch Städte wie Nürnberg, Würzburg, Regensburg, und Bamberg betroffen. Es entstehe ein Teufelskreis: Von den Notunterkünften könne kaum jemand in die dauerhaft bewohnbaren Unterkünfte für Wohnungslose umziehen, weil die dort Wohnenden wiederum keine eigene Bleibe mieten können, sagte Kronberger.

 

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