Pfusch bei Kago? Ofen erschlägt Mädchen (7)

Staatsanwalt ermittelt gegen zwei leitende Mitarbeiter. Insolvenzverwalter stoppte die Auslieferung der Kamine
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Karl-Heinz Kago: Staatsanwalt ermittelt gegen zwei Mitarbeiter.
Privat Karl-Heinz Kago: Staatsanwalt ermittelt gegen zwei Mitarbeiter.

Staatsanwalt ermittelt gegen zwei leitende Mitarbeiter. Insolvenzverwalter stoppte die Auslieferung der Kamine

POSTBAUER–HENG Jetzt kommt es richtig knüppeldick für Kamin-König Karl-Heinz Kago (68)! Die Karlsruher Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zwei seiner leitenden Mitarbeiter – wegen fahrlässiger Tötung. Sie sollen für den grausamen Tod eines Mädchens (7) verantwortlich sein.

Die Kleine aus einem Dorf in der Nähe von Bruchsal hatte mit Nachbarskindern in deren Haus gespielt. Plötzlich löste sich von dem fast deckenhohen Kamin (Typ „Königstein“) im Wohnzimmer eine über zwei Zentner schwere Steinplatte. Aimé-Lucienne wurde voll getroffen und so schwer am Kopf verletzt, dass sie kurz darauf starb.

Die Steinplatte war nur mit Kleber befestigt

Bei dem Kamin handelte es sich um einen Selbstbausatz der Firma Kago aus Postbauer-Heng. Rainer Bogs, Sprecher der Staatsanwaltschaft in Karlsruhe: „Es besteht der Verdacht, dass die Anleitung zum Aufbau des Kamins fehlerhaft war. Die über 100 Kilogramm schwere Steinplatte war nur mit einem mitgelieferten, zu schwachen Kleber befestigt.“

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass dafür zwei Kago-Mitarbeiter verantwortlich zu machen sind. In der vergangenen Woche stellten Kripo-Beamte in der Firmenzentrale in Postbauer-Heng entsprechendes Beweismaterial sicher.

Die Firma Kago, die in finanzielle Turbulenzen geriet, wird zur Zeit von einem gerichtlich bestellten Insolvenzverwalter geführt. Der ließ jetzt sofort die Auslieferung des Kaminofens „Königstein“ sowie des vergleichbaren Bausatzes „Cäsar“ stoppen. Seinen Angaben zufolge werden die Kamine nun von einem Sachverständigen untersucht. Der Insolvenzverwalter: „Alle Kunden, die solche Bausätze bereits erhalten haben, werden schriftlich über die aufgetretenen Qualitätsmängel sowie die Möglichkeiten der nachträglichen, sachgemäßen Befestigung informiert.“

Ein Sprecher des Insolvenzverwalters erklärte zudem: „Einem der beiden beschuldigten Mitarbeiter wurde bereits Anfang März gekündigt. Der Grund: Dieser hatte nach dem Bekanntwerden der Strafanzeige nach Aussage einer Mitarbeiterin versucht, diese zu einer gerichtlichen Falschaussage zu bewegen, um sich zu entlasten.“ Der Insolvenzverwalter wirft diesem Mitarbeiter vor, Zertifikate zur Sicherung der Produktqualität gefälscht zu haben. In dieser Angelegenheit ermittelt schon seit längerer Zeit die Staatsanwaltschaft in Nürnberg.

Kago geriet schon wiederholt ins Visier der Ermittler

Firmen-Chef Karl-Heinz Kargo geriet in der Vergangenheit schon wiederholt ins Visier der Ermittler. Einmal ging es um den illegalen Besitz einer Maschinenpistole, ein anderes Mal um Ungereimtheiten mit einem Pachtvertrag.

Die Eltern des getöteten Mädchens sind nach dem schrecklichen Tod ihrer Tochter aus Baden weggezogen. Sie leben jetzt in Frankreich, der Heimat des Vaters des Kindes. Dort ist Aimé-Lucienne auch in aller Stille beigesetzt worden.

Helmut Reister

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