Pflegeheim-Drama: Er wollte seine gelähmte Mutter töten

Hans-Kurt R. (67) aus Nürnberg konnte die Qualen nicht länger mit ansehen. Bei der Tat überraschte ihn eine Mitarbeiterin
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Leidet an Depressionen und Wahnvorstellungen: Hans-Kurt R. (67) mit seinem Verteidiger Harald Strassner.
Berny Meyer Leidet an Depressionen und Wahnvorstellungen: Hans-Kurt R. (67) mit seinem Verteidiger Harald Strassner.

Hans-Kurt R. (67) aus Nürnberg konnte die Qualen nicht länger mit ansehen. Bei der Tat überraschte ihn eine Mitarbeiterin

NÜRNBERG Drama im Pflegeheim! Weil er ihre Qualen nicht mehr länger mit ansehen wollte, hat ein Nürnberger Rentner (67) seine gelähmte Mutter (85) umbringen wollen. Der finstere Plan scheiterte nur durch Zufall.

Zwei Komponenten setzten die unheilvolle Entwicklung, die mit dem Tötungsversuch eskalierte, in Gang. Zum einen war es der immer schlechter werdende körperliche Zustand der pflegebedürftigen Frau. Der zweite Faktor, der die familiäre Katastrophe beflügelte: Hans-Kurt, der Sohn, entwickelte in den letzten Jahren massive psychische Störungen. Er leidet an schweren Depressionen und Wahnvorstellungen.

Nach der Tat im Januar letzten Jahres landete Hans-Kurt R. zunächst in Untersuchungshaft, weil sein Krankheitsbild auf den ersten Blick nicht so ausgeprägt zum Vorschein kam. Doch bereits nach wenigen Wochen war klar, dass er dringend ärztlicher Hilfe bedarf, die ihm in der Nürnberger Justizvollzugsanstalt nicht gewährt werden konnte. Daraufhin wurde er mit gerichtlichem Beschluss in die geschlossene Abteilung des Erlanger Bezirkskrankenhauses eingewiesen.

War Hans-Kurt R. bei der Tat im Pflegeheim schuldunfähig?

Im Prozess gegen ihn, der am Dienstag begann, dreht sich alles nur um die Frage, ob er seine Strafe in der Psychiatrie verbüßen muss. Selbst die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Hans-Kurt R. die Tat in schuldunfähigem Zustand verübte.

Zum Auftakt des Prozesses räumte der wegen Totschlagversuchs und gefährlicher Körperverletzung angeklagte Rentner die Vorwürfe ein. Mit leiser Stimme schilderte er, wie er sich im Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth ein Paar Einweghandschuhe überstreifte und dann mit beiden Händen die Nase und den Mund seiner im Bett liegenden Mutter zudrückte. Sie hatte bereits das Bewusstsein verloren, als eine Pflegerin zufällig das Zimmer betrat und Hans-Kurt R. beim Tötungsversuch überraschte. Der flüchtete, konnte aber bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten werden.

„Ich konnte einfach nicht mehr mit ansehen, wie meine Mutter leiden musste“, sagte er gestern in der Verhandlung. Klara R. befand sich damals in einem wirklich desolaten Zustand. Sie war halbseitig gelähmt und konnte das Bett schon lange nicht mehr verlassen. Kurz vor der Tat hatte man ihr und ihrem Sohn mitgeteilt, dass sich die Amputation beider Beine nicht mehr vermeiden lasse. Hans-Kurt R. erinnerte sich vor Gericht, wie seine Mutter darauf reagiert hat. „Meine Beine“, so äußerte sie sich seinen Worten zufolge, „lasse ich nicht amputieren. Lieber sterbe ich.“ Hans-Kurt R. fasste dies offensichtlich als „Befehl“ auf.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt. Helmut Reister

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