Pflege-Experte: So erkennen Sie gute & schlechte Heime

„Fragen Sie Ihren örtlichen Bestatter, in welches Heim er seine Eltern schicken würde“: Pflege-Papst Fussek spricht Klartext.

NÜRNBERG Er ist der Pflege-Papst in Deutschland – gestern hielt Claus Fussek („Im Netz der Pflegemafia“) einen Vortrag zur aktuellen Pflege-Situation in Nürnberg. Die AZ sprach mit dem Experten über gute und schlechte Pflegeheime.

AZ: Woran erkennt man ein schlechtes Pflegeheim?

CLAUS FUSSEK: Es gibt nicht DAS schlechte Pflegeheim. Da muss man differenzieren. Das ist von Station zu Station, sogar von Pfleger zu Pfleger unterschiedlich.

Wie kann ich mir dann sicher sein, ob ein Heim gut ist?

Das wissen ja Unmengen von Leuten: In ein Heim gehen Ärzte, Therapeuten, Pfleger, Besucher, Sanitäter und so weiter. Die kann man alle fragen. Oder, um es überspitzt auszudrücken: Fragen sie den örtlichen Bestatter, wo er seine Eltern unterbringen würde. Schauen Sie sich das Heim an, am Vormittag, am Abend. Und: In einem guten Heim stimmt der Umgangston. Dort werden die Menschen als Gäste bezeichnet und auch so behandelt. Und es fällt immer wieder das Wort ,Entschuldigung’, wenn eine Leistung nicht erbracht wird.

Aber das ist doch eher schlecht?

Aber die Realität. Wie sollen sich denn zwei Pfleger um 30 Bewohner kümmern? Das geht nicht. Deswegen ist Offenheit so wichtig. In guten Heimen herrscht Transparenz. Wenn Ihrer Mutter zum Beispiel gefällt, dass es dort einen großen Garten gibt, dann muss die Heimleitung Ihnen auch sagen, dass sie den aber nur dann täglich besuchen kann, wenn Sie mithelfen.

Sind dann teure Pflegeheime besser als billige?

Nein, in beiden Kategorien gibt es Gute und Schlechte. Heime sind dann schlecht, wenn die Leitung schlecht ist. Denn der Fisch stinkt immer vom Kopf her. In schlechten Heimen herrscht eine Atmosphäre der Angst.

Nahezu alle Heime versprechen das Blaue von Himmel herunter...

Ja, das tun alle. Da fallen Begriffe wie Sicherheit, Geborgenheit, Wohlfühlen und Vertrauen. Da sagt ihnen jeder Pfleger, dass das eine Farce ist. Wenn Ihnen die Heimleitung zwei Hochglanzbroschüren in die Hand drückt, und behauptet, es würde keine Beschwerden geben und allen Bewohnern schmecke das Essen – dann können Sie gleich wieder gehen. Denn das ist unaufrichtig.

Interview: mm