Pferde beim Wiesnumzug: Tradition oder Tierquälerei?

Für viele gehören sie zur Wiesn dazu: bunt geschmückte Pferde, die etwa beim Einzug der Wiesnwirte mitlaufen und Kutschen ziehen. Die Diskussionen reißen nicht ab, vor allem, weil das klassische Ponyreiten für Kinder zum zweiten Mal in Folge ausfällt. Die Positionen sind verhärtet:
Das sagen die Befürworter
"Pferde und Pferdegespanne sind ein fester Bestandteil des Münchner Oktoberfestes, insbesondere zum Einzug der Wiesnwirte und zum Trachten- und Schützenumzug", wie eine Sprecherin der Stadt mitteilte. Die artgerechte Behandlung der Tiere habe oberste Priorität. Es gebe klare Auflagen: Es würden nur Pferde eingesetzt, die an Menschenmassen gewöhnt seien sowie erfahrene Kutscher. Das städtische Veterinäramt überprüft demzufolge die Pferde im Vorfeld und während des Oktoberfestes. "Es wird insbesondere ein Augenmerk darauf gelegt, ob die Pferde für den Wagenzug einsetzbar und die verwendeten Ausrüstungsgegenstände geeignet sind", hieß es. Bei den Kontrollen in den vergangenen Jahren habe es keine Hinweise gegeben, die gegen einen Einsatz der Tiere sprechen.
Der Festring, der die Umzüge organisiert, teilte mit: "Nach unseren Informationen, von den Pferdehaltern, freuen sich die Rösser auf die beiden Züge." Zwei Tierärzte kontrollieren vor jedem Zug den Zustand der Tiere. Man habe auch schon Gespanne aus dem Zug genommen. Außerdem werden Raufutter und Wasser für die Tiere am Zugweg bereitgehalten, sagte Karl-Heinz Knoll.
Das sagen die Gegner
"Tiere zum eigenen Vergnügen großem Stress auszusetzen - einfach, weil man das schon immer so gemacht hat - passt nicht zu einer modernen, mitfühlenden Gesellschaft", sagt Ilona Wojahn vom Tierschutz Bayern.
Ganz egal, welche Rassen eingesetzt werden, wie viel Training ein Pferd durchläuft: Die Bedingungen beim Einzug der Wiesnwirte seien immer ein erheblicher Stressfaktor für die Tiere. Ein Training könne nur bedingt dabei helfen, die Pferde darauf vorzubereiten. "Zudem kann auch immer etwas Unvorhergesehenes passieren, das die Tiere in Panik versetzen und letztlich dann auch Menschen unkalkulierbar gefährden könnte."
Auch die Tierrechtsorganisation Peta kritisiert die Tradition scharf: Pferde seien von Natur aus Fluchttiere, enorm stressanfällig und naturgemäß auch sehr schreckhaft. "Nicht ohne Grund werden den Pferden hierfür meist Scheuklappen angelegt, um ihr Sichtfeld zu begrenzen. Die lauten Blaskapellen führen zu einer weiteren Belastung der Tiere und ihrer empfindlichen Ohren", so Jana Hoger von Peta. Der dauerhafte Stress verursache enormes Tierleid, was einen klaren Verstoß gegen das Tierschutzgesetz darstelle.