Pfarrer verklagt die Kirche!

Ein Arzt spricht von menschenunwürdigen und skandalösen Wohnverhältnissen. Eine grundlegende Sanierung ist unumgänglich. Das letzte Wort in diesem erbitterten Streitfall hat jetzt das Gericht
Helmut Reister |
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Pfarrer Peter Ditterich (70) ist schwer krank und muss in einer verschimmelten Wohnung der katholischen Kirche leben.
Berny Meyer Pfarrer Peter Ditterich (70) ist schwer krank und muss in einer verschimmelten Wohnung der katholischen Kirche leben.

 

NÜRNBERG Der Streit um den Schimmel in seiner Wohnung dauert schon Jahre. Doch jetzt hat Pfarrer Peter Ditterich (70) endgültig die Geduld verloren. Weil die notwendige Generalsanierung mit immer neuen Argumenten abgelehnt wird, hat der schwer kranke Gottesdiener den Hauseigentümer verklagt. Und das ist – die katholische Kirche.

Der Geistliche, der in der St. Elisabeth-Kirche am Nürnberger Jakobsplatz 14 Jahre lang das Wort Gottes verkündete, wohnt seit zwei Jahrzehnten im Pfarrzentrum der Katholischen Kirchenstiftung St. Elisabeth. Wegen seines angegriffenen Gesundheitszustandes wird er rund um die Uhr von einer Betreuerin gepflegt. Seit einer Gehirnblutung ist die linke Seite seines Körpers gelähmt. Er hat außerdem noch massiven Bluthochdruck, eine chronische Lungenerkrankung, Diabetes und ständige Herzbeschwerden. Nachts muss er sich künstlich beatmen lassen – und die ständige Einnahme unzähliger Medikamente ist bei dieser Ausgangslage Pflicht. Pfarrer Ditterich nutzt von seiner großen Wohnung seit langem nur einen kleinen Teil. Zur AZ sagte er: „Die meisten Räume kann ich wegen des starken Schimmelbefalls nicht betreten. Das wäre wegen der vielen Sporen in der Luft lebensgefährlich für mich.“

Angeblich ist der Pfarrer selbst schuld

Den Schilderungen des Pfarrers und seiner Betreuerin zufolge hat die Kirchenstiftung in der Vergangenheit ein paarmal Handwerker geschickt, um dem Schimmelbefall an den Wänden Herr zu werden. „Das waren jedoch nur provisorische Arbeiten, die nichts gebracht haben“, versichert der Geistliche. Nur eine grundlegende Sanierung, die mehrere zehntausend Euro kosten würde, wäre hilfreich. Die katholische Kirche hält derart einschneidende bauliche Maßnahmen für nicht notwendig. Im ständig anschwellenden Schriftverkehr der Anwälte ist sogar davon zu lesen, dass der Pfarrer selbst schuld am Schimmelbefall in seiner Wohnung sei. Er habe zu wenig gelüftet, zu wenig geheizt.

Solche Aussagen bringen Pfarrer Ditterich auf die Palme. Er zieht Unterlagen herbei, aus denen hervorgeht, dass er in den beiden vergangenen Jahren rund 8000 Euro Heizkosten bezahlen musste. Pfarrer Ditterich: „Ist das nicht genug?“ Mit Attesten und Gutachten kann er die dringende Notwendigkeit einer Sanierung ganz leicht belegen. Ein Internist, der ihn behandelt und auch seine Wohnung kennt, schreibt in einer Bescheinigung: „Die abscheuliche Wohnhygiene ist skandalös und menschenunwürdig.“

Wie es weitergeht, muss nun das Gericht entscheiden.

 

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