Peinlich für Nürnberg: Letzter bei der Toleranz
Neues Städteranking: Frankenmetropole ist Schlusslicht bei der Integration. Dabei hat die Stadt jahrelang versucht, ihr Image zu verbessern. Im Vergleich von zehn deutschen Großstädten ist Nürnberg Schlusslicht.
NÜRNBERG Schock für die Nürnberger Politik: Jahrelang hatte man sich bemüht, den Ruf als „Stadt der Reichsparteitage“ abzulegen und der Frankenmetropole ein weltoffenes, tolerantes Image zu verpassen – und jetzt das: In einer aktuellen Studie der Beratungsfirma Roland Berger für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS), schnitt Nürnberg in punkto Toleranz katastrophal schlecht ab.
Peinlich, hatte man sich doch all die Jahre und quer durch alle Parteien für die gelungene Integration und den toleranten Umgang mit den Minderheiten in Nürnberg gerühmt. Aber in beiden Punkten scheint „die Stadt des Friedens und der Menschenrechte“ noch nicht so weit zu sein, wie gedacht. Denn das Städte-Ranking der Analysten spricht leider eine deutliche, ganz andere Sprache: Im Vergleich von zehn deutschen Großstädten wie Hamburg, Berlin, München und Köln landet Nürnberg weit abgeschlagen auf dem letzten Platz – noch hinter so grauen Mäusen wie Mannheim oder Leipzig. Berlin ist, wie nicht anders zu erwarten, Deutschlands weltoffenste Metropole.
Als tolerant wurde in der Vergleichs-Studie eine Stadt bewertet, wenn es dort gelingt, Ausländer, aber auch alternative Lebensformen wie Schwule und Lesben in den Alltag zu integrieren sowie möglichst viele ausländische Studenten an die Universität zu locken und eine lebhafte Kunstszene und Subkultur blühen zu lassen. All das klappt in Nürnberg, will man den Berger-Analysten glauben, noch nicht so recht. Und das trotz der fränkischen Toleranz-Vorzeigeprojekte und kulturellen Leuchttürme wie dem internationalen Menschenrechtspreis, der all zwei Jahre in Nürnberg verliehen wird oder dem derzeit in Nürnberg laufenden Filmfestival Türkei-Deutschland.
Auch wirtschaftliche Konsequenzen
Eine bittere Bilanz, die auch für die wirtschaftliche Zukunft der Region noch schwere Folgen haben könnte. Denn Nürnberg steht im deutschlandweiten und internationalen Wettbewerb um die klügsten Köpfe, die so genannte „kreative Klasse“ – also die Anwälte, Architekten, IT-Fachleute und andere Besserverdiener – und da könnte die Stadt bald ziemlich alt aussehen. Diese hochqualifizierten Leistungsträger, die für das Wachstum einer Stadt enorm wichtig sind, ziehen laut der Berger-Studie nämlich die Metropolen vor, die sich als Ort der drei Ts, „Technologie, Talent und Toleranz“ präsentieren.
kk
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