Paviane verfüttert: Animal Rebellion baut Camp vor Nürnberger Tiergarten auf

Wegen der vom Tiergarten Nürnberg erschossenen Paviane wird die Gruppe Animal Rebellion sich für eine Woche vor dem Zoo niederlassen. Was die Aktivisten damit erreichen wollen und was sie planen.
Maximilian Neumair |
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Ein Pavillon von Tierschützern steht auf einem Parkplatz am Tiergarten Nürnberg. Tierschutzaktivisten haben damit begonnen, ein Protestcamp in der Nähe des Tiergartens aufzubauen. Das Camp soll bis Montag bestehen bleiben.
Ein Pavillon von Tierschützern steht auf einem Parkplatz am Tiergarten Nürnberg. Tierschutzaktivisten haben damit begonnen, ein Protestcamp in der Nähe des Tiergartens aufzubauen. Das Camp soll bis Montag bestehen bleiben. © Daniel Karmann (dpa)
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Das Töten und Züchten muss enden. Das fordert die Organisation Animal Rebellion, die sich selbst als "eine Bewegung für Tierbefreiung" sieht, vom Tiergarten Nürnberg. Rund eine Woche ist es her, seitdem der Zoo zwölf Guinea-Paviane aus Platzgründen tötete (AZ berichtete) – zehn wurden erschossen, zwei Weibchen kamen bei einer medizinischen Untersuchung um, die prüfen sollte, ob sie trächtig sind.

Damit das nicht noch einmal passiert, haben die Aktivisten am Montag ein Protestcamp aufgebaut – beim Parkplatz des Tiergartens. "Die Aufmerksamkeit für das Thema muss jetzt maximal hochgehalten werden", heißt es in einem Instagram-Post von Animal Rebellion. Eines der Schlagworte am Ende des Beitrags: "fckzoo" (zu Deutsch: "Sch... auf den Zoo").

Pavian-Tötung: Camp plant tägliche Proteste vor dem Tiergarten Nürnberg

Bis Montag soll das Camp eine Plattform sein, um zusammenzukommen und sich "über das System der Zoos und der Tierausbeutung im Allgemeinen auszutauschen". Und: zu protestieren. Ab diesem Dienstag soll es jeden Tag Demonstrationen am Tiergarten geben, wie die Aktivistin Scarlett Treml von Animal Rebellion der AZ sagt. "Wir basteln Banner, Plakate, Schilder, schreiben Reden und gehen dann gemeinsam protestieren."

Vier Paviane sitzen in ihrem Gehege im Tiergarten Nürnberg. Die getöteten Paviane sind an Raubtiere verfüttert worden.
Vier Paviane sitzen in ihrem Gehege im Tiergarten Nürnberg. Die getöteten Paviane sind an Raubtiere verfüttert worden. © Daniel Karmann (dpa)

Wenn das Camp gut laufe und die Kosten in Höhe von 6200 Euro gedeckt würden, könne es auch noch länger gehen. Die Gruppe muss demnach für das Zelt, Wasser, Strom, Essen und die Abgabe inklusive Versicherung an die Stadt bezahlen – Letzteres ist fällig, weil das Camp als Veranstaltung und nicht als Versammlung gilt. Dafür sammelt die Gruppe auf einer Spendenwebseite Geld. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses waren rund 13 Prozent der Summe beisammen.

Am Montag hatten sich laut Treml zwölf Aktivisten dort versammelt. Wenn sich das Wetter im Laufe der Woche aufhellt, rechnet sie damit, dass sich das Camp weiter füllen werde. Schon sechsmal hat die Gruppe gegen den Tiergarten protestiert – am Eingang, vor dem Gehege und in der Stadt.

Tiergarten Nürnberg: "Jeder Protest, der friedlich bleibt, ist für uns in Ordnung"

Die Tötung der Paviane sorgt vor allem wegen der Begründung für großes Aufsehen: Weil das Gehege nur auf 25 Paviane und ihre Jungtiere ausgelegt ist, aber 43 darin lebten, mussten laut Tiergarten Nürnberg zwölf der Tiere umgebracht werden. Die Konflikte würden sich sonst mehren und die Tiere würden sich so verletzen.
Der Tiergarten ist sich bewusst, "dass diese Entscheidung für viele Menschen schwer zu verstehen ist, dass sie dadurch irritiert, betroffen oder wütend sind", heißt es in einem Presse-Statement.

Zum Protestcamp teilt der Tiergarten Nürnberg auf Nachfrage der AZ mit: "Jeder Protest, der friedlich bleibt, ist für uns in Ordnung." Die Forderungen von Animal Rebellion will der Zoo demnach allerdings nicht erfüllen. "Die Einstellung der Zucht steht im Widerspruch zu unserem gesetzlichen Auftrag, Arten zu erhalten. Dies gelingt nur, wenn wir über Generationen hinweg fortpflanzungsfähige Populationen erhalten."

Treml von Animal Rebellion sieht das anders: "Wenn einem Artenschutz ein Anliegen ist, dann sollte man die Lebensräume der Tiere erhalten, anstatt sie zu sich zu holen und eine Art Zoomuseum daraus zu machen. Nach dem Motto: 'Die Art ist zwar ausgestorben, aber bei uns gibt es sie noch.’"

Animal Rebellion bezeichnet Zoos als "riesige Lüge"

Für sie ist deshalb das "System Zoo" eine "riesige Lüge". Das Argument, die im Zoo gehaltenen Arten könnten ausgewildert werden, hält sie für vorgeschoben. Im Fall der Guinea-Paviane war das laut dem Tiergarten Nürnberg ohnehin nicht umsetzbar: Die Tiere leben in Afrika in einem Gebiet, das sich über den Senegal, Guinea-Bissau, Guinea, Sierra Leone und Mali erstreckt.

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Dort gebe es aber kaum noch geeignete Räume, wo sie sicher leben könnten. Ein weiteres Problem dabei: Die Zoo-Affen brächten Keime in die Umgebung, die für wilde Guinea-Paviane tödlich sein könnten. Das heißt für die Zukunft im Idealfall: Die Tiere werden in andere Einrichtungen abgegeben. "Gelingt dies nicht, bleibt die Tötung einzelner Individuen eine Option", bestätigt der Tiergarten.

In so einem Fall würden die Tiere an Raubtiere verfüttert. So auch bei den Pavianen in Nürnberg geschehen: Zuvor wurde ihnen Kopf, Hände sowie Füße abgetrennt. Ein für Zoos gängiges Vorgehen. Einer in Dänemark wirbt sogar damit, lebendige Pferde als Futterspende anzunehmen.

Animal Rebellion: "Am Ende entscheiden die Menschen, ob sie noch in den Zoo wollen"

Die Versuche, die Geburtenrate mittels Verhütung bei den Weibchen zu kontrollieren, waren laut Tiergarten gescheitert. Zoodirektor Dag Encke erklärt: "Dieses Verhütungsmittel hat zur dauerhaften Unfruchtbarkeit bei den Weibchen geführt, sodass wir nur noch drei Weibchen hatten, die überhaupt Junge bekommen konnten." Nach 2018 wurde das Mittel deshalb nicht weiter eingesetzt.

Aktivistin Treml sagt dazu: "In meinen Augen ist es krasses Management-Versagen, dass sie das nicht hingekriegt haben." Ihre Begründung: Andere Einrichtungen und Organisationen würden das auch schaffen.

Sie glaubt, dass der Protest von Animal Rebellion zu einem Umdenken beitragen könne. "Am Ende entscheiden die Menschen, ob sie noch in den Zoo gehen wollen oder nicht." Noch ist die Wahl eindeutig: Laut Tiergarten Nürnberg sind die Besuchszahlen zum Ferienstart vergleichbar mit denen anderer Jahre bei ähnlichem Wetter. 

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