Paukenschlag im Heimatland
NÜRNBERG - Welche Ausstellungen hiesige Museen und Kunsthäuser fürs Jahr 2009 planen - Kammertöne und Paukenschläge
Man könnte die Situation unaufgeregt nennen. Oder auch von kalter Schulter sprechen. Nürnberg tut sich trotz Kunstakademie und wachsender Zahl an Ausstellungshäusern schwer mit einer Kunst, die aus der Gegenwart kommt und ohne des Reizwert des Spektakulären auskommt. Vielleicht sind deshalb die Jahresplanungen des Neuen Museums (das immerhin die markante Malerin Katharina Grosse präsentiert) und der Kunsthalle (wo Ende 2009 Star-Fotograf Jürgen Teller aus Bubenreuth bei Erlangen eine Einzelschau erhält) auch noch nicht offziell verkündet. Die AZ bündelt „Paukenschläge“ und Kammertöne des Jahres.
Dürer muss her!
Je ferner der Künstler, desto größer die Resonanz: Kandinsky, Cranach und van Gogh bescherten Städten wie München, Frankfurt und Wien 2008 Besucherrekorde. Da konnten die Nürnberger Häuser – von der Kunsthalle (mit hoch gerechnet 10000 Besuchern) bis zum Germanischen Nationalmuseum (mit stabilen 250000 Gästen ohne Großereignis) – nicht mithalten. Dürer muss also in Nürnberg her: Ob das „Dürer-Haus“, das heuer als Attraktion ausgerufen wird, allerdings Publikumsekstase auslösen wird, ist allerdings fraglich. Da heißt es wohl auf 2012 warten, wenn das „Germanische“ Dürers Frühwerk aufblättert.
Germanisches Nationalmuseum:
Das Haus des in Kritik-Schusslinie geratenen Generaldirektors Ulrich Großmann liefert 2009 den lautesten „Paukenschlag“: Die Sonderschau „Kunst und Kalter Krieg“ dürfte der größte Renner in Frankens Kunstlandschaft werden, das Spektakulärste seit „LudwigsLust“. Die Ausstellung, die nächsten Sonntag in Los Angeles startet und im Herbst nach Berlin weiter wandert, wird Ende Mai von Vereinigungsfuchs Hans-Dietrich Genscher eröffnet und stellt zum 20. Jahrestag des Mauerfalls deutsch-deutsche Ästhetik gegenüber. Mit Großkünstler-Parade: von Joseph Beuys über Jörg Immendorff, den skandalumtosten Willi Sitte und DDR-Flüchtling A. R. Penck bis Anselm Kiefer und Gerhard Richter, dem aktuellen Millionen-Mann der Malerei, dem die Wiener Albertina ab Februar eine Retrospektive widmet. Anschließend breitet das Germanische die weitgehend unbekannte Werbeplakat-Kollektion der Nürnberger GfK aus.
Neues Museum:
Bis nächsten Sonntag sind dort noch die starken Neuleihgaben von René Block unter dem Titel „Who killed the Painting?“ aufgebaut. Bevor ab Mai die Malerin Katharina Grosse ihre markanten Farbsprühnebel ausbreitet, sind Arbeiten des italienischen Keramikdesigners und Architekten Marcello Morandini zu sehen.
Kunsthalle Nürnberg:
Nach der laufenden Videobegegnung mit Cao Fei stellt Ellen Seifermann die Belgierin Anne-Mie van Kerckhoven mit Zeichnungen, Filmen und Installationen vor (auch im Filmhaus und K4, denn die Kunsthalle ist ja nun Teil des KuKuQ-Tankers). Es folgen der Berliner Maler André Butzer (Ausstellungstitel: „Viele Tote im Heimatland“), die Gruppenschau „El Dorado“ als Ergänzung zum Menschenrechtspreis und der fränkische Modefotograf Jürgen Teller, der in London internationale Karriere machte. Mit Fotos von Kurt Cobain bis Claudia Schiffer: Und Bröckelfassaden bei Pornodarstellern und Nürnbergs Nazi-Areal.
Kunsthaus Nürnberg:
Partnerstädtische Annäherungen an Prag sind im KuKuQ-Teilquartier ebenso im Angebot (mit „Querschnitt“-Kunst von Peter Angermann, Hubertus Hess und Pirko Schröders Puff-Dusche) wie auch die Fotoschau der Mafia-Jägerin Letizia Battaglia.
Stadtmuseum Fembohaus:
Das Chefvakuum (Franz Sonnenberger ging, Matthias Henkel kam) lässt sich auch an der Ausstellungspolitik ablesen. Bislang ist nur die Ruinen-Spiegelung „Nürnberg baut auf!“ mit Arbeiten von Prechtl, Oskar Koller und Brigitta Heyduck bekannt (30.1.)
kunst galerie fürth:
Das Humor-Trio Franz Janetzko, Peter Engel und Dan Reeder machte gerade den Anfang, dann folgen u.a. Fotografin Rebecca Wilton, Hanns Herpich mit Meisterschülerin Gisela Hoffmann und Reiner Bergmann, dem Schöpfer des wunderbaren „Bergmanneum“ auf dem Wolfgangshof (Zirndorf).
Städtische Galerie Erlangen:
Claudia Emmert, die Nachfolgerin von Lisa Puyplat und bislang am Kunstkontor Stuttgart, findet ein nahezu vorgeplantes Jahr vor. Sterbe-Fotos von Walter Schels, Malerei von Lisa Haselbek, Jürgen Paas und Christian Stock und Plastiken von Heinrich Kirchner. Andreas Radlmaier
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