Panther im Reise-Fieber

Ganz ohne Heimspiel: DEL-Vize Augsburg an der Tabellenspitze. Sonntag Gipfeltreffenin Nürnberg
NÜRNBERG Vizemeister werden ist schon schwer. Vizemeister bleiben, oder dieses Erfolgserlebnis gar noch zu toppen, noch um einiges schwerer. Diesbezüglich können sich die Augsburger Panther ruhig bei den Thomas Sabo Ice Tigers erkundigen. Denn nach der ersten (von zwei) Vizemeisterschaften 1998/99 erlebten Nürnbergs Puckjäger und ihre Anhänger im folgenden Jahr eine Katastrophen-Eiszeit. Inklusive der damals sinn- und wertlosen Abstiegsrunde.
Beischeidene Augsburger Ziele: Direkte Playoff-Qualifikation
Von einer ähnlichen Erfahrung sind die schwäbischen Panther, am Sonntag (18.30 Uhr) Gast in der Arena Nürnberger Versicherung, aktuell noch weit entfernt. Letzte Spielzeit sensationell ins DEL-Finale gestürmt, und von den Hannover Scorpions nur mit Mühe bezwungen, erlebt Augsburg erneut einen Höhenflug. Trotz widriger Umstände, und für Fans wie Experten überraschend.
„Wenn mir vor der Saison jemand gesagt hätte, ihr habt zwölf Punkte nach fünf Spielen, hätte ich das sofort angenommen“, staunt selbst Panther-Trainer Larry Mitchell über die Tabellenführung. Die Augsburger Zielsetzung bleibt aber bescheiden: Direkte Qualifikation für die Playoffs.
Bemerkenswert: Alle Punk- te haben Mitchells Eismänner bislang in fremden Arenen eingesammelt, weil das heimische Curt-Frenzel-Stadion aufgrund von Umbaumaßnahmen nicht zur Verfügung steht. Erst am 3. Oktober erleben die Anhänger das erste Heimspiel gegen Titelverteidiger Hannover.
6750 Zuschauer passen in den neuen Panther-Käfig
Geschätzte 15 Millionen Euro werden bis 2012 in den dann endlich geschlossenen Panther-Käfig investiert. Bis dahin muss mancher Fan aber draußen bleiben. Die Kapazität ist bis Dezember auf 2650 Plätze, für 2011 auf rund 5000 Plätze begrenzt, in den neuen Augsburger Kufen-Tempel passen dann 6750 Zuschauer.
Selbst die Trainingseinheiten müssen seit Wochen in einer aufblasbaren Halle außerhalb Augsburgs absolviert werden. „Unser Programm ist derzeit sehr anstrengend. Wir sind ständig auf Reisen und haben keine eigene Halle. Ich weiß nicht, wie lange wir diese augenblickliche Erfolgswelle noch reiten können“, bleibt Coach Mitchell skeptisch.
Wie Nürnberg 1999, als Erfolgsgaranten wie Sergio Momesso, Kevin Grant oder Torhüter Andrej Mezin abwanderten, mussten auch die Panther zum Ende der letzten Saison etliche Leistungsträger ziehen lassen. Alle sieben Ausländer packten ihre Koffer, mit Jeff Likens und T.J. Kemp wechselten die zwei stärksten Verteidiger sogar in die Noris. „Augsburg hat zwar etliche Spieler verloren, doch sie haben mindestens genauso viel Talent neu geholt", traut Tiger-Trainer Andreas Brockmann dem amtierenden „Vize“ wieder einiges zu.
"Nach 15 oder 20 Spieltagen lässt sich vielleicht eine Tendenz ablesen“
Keine leichte Aufgabe war es für Mitchell, das mit 15 neuen Cracks runderneuerte Team erneut in vordere DEL-Regionen zu bringen. Umso größer Brockmanns Respekt für die Arbeit seines Kollegen. Der kann den mit 24 Toren zurzeit treffsichersten Sturm aufbieten. Nürnberg hinkt da mit 15 Toren hinterher, und liegt deshalb in der DEL-Hitparade punktgleich auf Platz zwei hinter den Panthern.
Noch, denn für Brockmann ist die Tabelle in dieser Saisonphase nicht aussagekräftig: „Das ist alles nur für den Moment. Nach 15 oder 20 Spieltagen lässt sich vielleicht eine Tendenz ablesen.“ Und dann schau'n mer mal, wer die Nummer eins ist in Bayern und der DEL. Weil: Vizemeister werden und bleiben – das sind zweierlei Paar Schlittschuhe. Michael Rupp