Ortstermin Pflegestufe: So können Profis helfen
Fachberaterinnen lotsen Angehörigen durch den Dschungel der Bestimmungen
NÜRNBERG Immer mehr Menschen werden pflegebedürftig und hoffen, dass die Pflegekasse sie unterstützt. Doch oft zerstört das Gutachten des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) alle Hoffnungen – jeder dritte Antrag auf Aufnahme in eine der drei Pflegestufen wird abgelehnt. Viele Betroffene stürzt das in finanzielle Nöte. Dabei kann man seine Chancen schon im Vorfeld beträchtlich steigern – indem man sich von Pflege-Profis beraten lässt.
Sabine Zimmermann und Anke Gries-Borch arbeiten seit fünf Jahren als selbstständige Pflegefachberaterinnen. Bei einer Erstberatung (50 Euro) loten die Fachfrauen die Chancen auf eine Einstufung aus. „Ideal ist es, wenn die Angehörigen schon im Vorfeld der MDK-Begutachtung mit uns Kontakt aufnehmen“, sagt Sabine Zimmermann. Sie und ihre Kollegin sorgen dafür, dass der Betroffene und die Angehörigen auf den MDK-Termin gut vorbereitet sind.
„Wir kommen ins Haus, denn wir brauchen das häusliche Umfeld des zu Pflegenden, um die Situation einschätzen zu können“, so Anke Gries-Borch. Den Angehörigen sei zum Beispiel oft nicht klar, dass ihre Rund-um-die-Uhr-Betreuung eines dementen Familien-Mitglieds für die MDK-Gutachter kaum von Belang ist. Die erfassen nur, wie viel Grundpflege erforderlich ist. „Wir müssen also sehen, dass berücksichtigt wird, wie sich die Demenz auf die Grundpflege auswirkt“, so Sabine Zimmermann.
Krankheiten wie Diabetes allein rechtfertigen keine Pflegestufe. Und das Anlegen von Kompressionsstrümpfen schlägt sich nur deshalb im Gutachten nieder, weil es die Grundpflege-Verrichtung „Anziehen“ verlängert. Ein Laie ist mit dem komplizierten System heillos überfordert – und der MDK-Gutachter arbeitet seine Liste der Pflegetätigkeiten ab. Da ist es wahrscheinlich, dass einiges an Pflege-Aufwand vergessen wird.
Betroffene wollen oft nicht zugeben, dass sie Hilfe brauchen.
Ebenfalls ein Problem: Betroffene wollen oft nicht zugeben, dass sie so viel Hilfe brauchen. Weil es beispielsweise peinlich ist, zuzugeben, dass man das Wasser nicht mehr halten kann. „Vor allem Männer tun sich da schwer“, sagt Anke Gries-Borch. Deshalb investieren die Beraterinnen Zeit, um ein Vertrauens-Verhältnis aufzubauen.
Oft sind die Beraterinnen auch beim Gutachter-Termin dabei. Sabine Zimmermann: „Angehörige sind oft sehr gestresst. Wir passen dann auf, dass nichts vergessen wird.“ Anfangs sei das Verhältnis zu den MDK-Leuten nicht ganz stressfrei gewesen, inzwischen wisse so mancher Gutachter die Anwesenheit eines Pflege-Profis sogar zu schätzen: „Weil alle Unterlagen da sind und alles vorbereitet ist.“
Etwa die Hälfte ihrer Kunden findet zu den beiden, weil eine Pflegestufe im ersten Anlauf abgelehnt wurde. „Wir schätzen dann den Hilfebedarf neu ein – das können die Angehörigen als Grundlage für ihren Widerspruch benutzen“, so Anke Gries-Borch.
Es komme allerdings auch öfter vor, dass bei der Erstberatung herauskommt: Die MDK-Beurteilung ist korrekt! „Viele Kunden sind dann auch zufrieden, weil sie wissen, es ist alles in Ordnung.“ Besteht jedoch die Chance, eine Pflegestufe zu erreichen, gehen die Kunden trotzdem kein finanzielles Risiko ein – bei Sabine Zimmermann und Anke Gries-Borch das Honorar nur im Erfolgs-Fall fällig! venne
Weitere Infos bei: SEBIS-Beratungszentrum Franken, Tel.09191/796601 oder unter www.sebis.info.
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