Oma drei Tage in Kirche gefangen

Die 82-Jährige wärmte sich an den Kerzen und trank aus dem Weihwasserbecken.
von  Abendzeitung
In dieser Kirche in Haibach bei Aschaffenburg war eine 82-Jährige drei Tage gefangen.
In dieser Kirche in Haibach bei Aschaffenburg war eine 82-Jährige drei Tage gefangen. © SAT1

Die 82-Jährige wärmte sich an den Kerzen und trank aus dem Weihwasserbecken.

ASCHAFFENBURG Sie wärmte sich an Kerzen, lutschte Hustenbonbons gegen den Hunger – drei Tage war eine Rentnerin (82) in Haibach (Kreis Aschaffenburg) in der Kirche gefangen. Sie war nach dem Gottesdienst versehentlich eingesperrt worden – niemand hörte ihre Hilferufe.

Am Faschingssonntag ging Frieda H. in die Kirche St. Johannes der Täufer. Nach der Messe merkte sie, dass sie ihren Schlüssel verloren hatte, deshalb ging die Rentnerin zurück. Noch während sie zwischen den Bänken suchte, wurde die Kirchenpforte abgeschlossen – Frieda H. war gefangen.

Jetzt wird ein Alarmknopf installiert

Die 82-Jährige rief um Hilfe, klopfte gegen das Portal, doch niemand hörte sie. Stunde um Stunde verging. Um sich vor der Kälte zu schützen lief sie unermüdlich auf und ab. Ihre eiskalten Hände wärmte sie über den Opferkerzen. „Sie hat gebetet, gesungen und auf Gott vertraut“, sagt Andreas Reuter, der Pfarrer der 8500-Seelen-Gemeinde.

Gegen den Hunger lutschte die 82-Jährige Hustenbonbons aus ihrer Manteltasche. Den Durst stillte sie im Weihwasserbecken.

Erst am Aschermittwoch, kurz vor dem nächsten Gottesdienst, wurde Frieda H. gefunden: völlig durchgefroren, zittrig, aber ansonsten wohlauf. Ein Arzt verabreichte der Rentnerin gegen den Flüssigkeitsmangel eine Infusion.

Wie es passieren konnte, dass die alte Dame eingesperrt werden konnte, ist unklar. Die Kirche sei verwinkelt und unübersichtlich, heißt es in der Gemeinde. Damit sich ein derartiger Zwischenfall nicht wiederholt, soll jetzt ein Alarmknopf mit Sirene installiert werden. Ralph Hub

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