Nürnbergs Trainer Keller: Beim Jahn etwas "erzwingen"

Nürnberg (dpa/lby) - Der 1. FC Nürnberg und Jens Keller kennen den Ernst der Lage, das unterstrich der Coach vor dem Freistaat-Derby bei Jahn Regensburg gleich mehrmals. Von Panikmache aber hält Keller trotz Tabellenplatz 15 und nur zwei Zählern Vorsprung auf die Abstiegszone der 2. Fußball-Bundesliga nichts. "Soll ich mich hinstellen und sagen: Oh Gott, oh Gott?", fragte er. "Wir sind uns der Situation bewusst. Wir wissen, wir sind im Abstiegskampf."
In Franken geht die Angst um vor dem Absturz in die Drittklassigkeit, die Partien nach der Corona-Zwangspause beim FC St. Pauli (0:1) und gegen Erzgebirge Aue (1:1) wirkten alles andere als beruhigend. Umso wichtiger wäre nun ein Sieg am Dienstagabend (18.30 Uhr/Sky) in Regensburg. "Morgen müssen wir es erzwingen", forderte Keller.
Mit öffentlichen Appellen oder gar medienwirksamer Kritik sei das aber nicht zu schaffen, unterstrich er und wurde bei einer Pressekonferenz am Montag zugleich grundsätzlich: "Wir machen knallharte Analysen, aber keinen Aktionismus, damit die Öffentlichkeit zufrieden ist. Wir sitzen alle im gleichen Boot, die Mannschaft mit dem Trainerteam. Was soll ich die Mannschaft von außen an den Pranger stellen? Die Mannschaft weiß genau, wo sie steht."
Und diese prekäre Lage, die noch zum absoluten Absturz von der 1. in die 3. Liga innerhalb von zwei Spielzeiten führen könnte, muss das Team nach Ansicht von Keller motivieren. Die jüngsten zwei Spiele, in denen große Torchancen verpasst und unnötige Gegentreffer kassiert wurden, dürften die "Club"-Profis nicht hemmen - im Gegenteil. "Wir müssen die absolute Besessenheit haben, das Tor zu erzielen, aber auch mit absoluter Besessenheit das Tor verhindern", forderte Keller.
Welchen Einfluss die Mentalität hat, hatten die Regensburger zum Auftakt der Geisterspiel-Restrunde schon gezeigt, als sie Holstein Kiel mit einem Tor in der Nachspielzeit noch ein 2:2 abrangen. Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic erwartet ein "total spannendes Spiel" gegen Nürnberg, die 2. Liga sei "brutal eng, brutal hart".
Von einem Schlüsselspiel wollte der Regensburger nicht sprechen, auch wenn bei einer Niederlage der Vorsprung auf Nürnberg auf einen Zähler schrumpfen würde. Mit einem Erfolg und dann sieben Zähler Vorsprung auf den "Club" wäre der Jahn die allergrößten Abstiegssorgen indes womöglich los. "Wir können uns wirklich alles viel einfacher machen, wenn wir da einen Dreier holen, aber auch wenn wir nicht einen Dreier holen, ist es kein Weltuntergang", räumte Selimbegovic ein.
Die Gastgeber haben keine personellen Sorgen - Nürnberg indes hat einen weiteren Ausfall zu beklagen. Der FCN muss auf Innenverteidiger Lukas Mühl verzichten, der wegen einer im Spiel gegen Aue erlittenen Bänderverletzung im Sprunggelenk fehlt. "Er wird die nächsten zwei bis drei Wochen vermutlich nicht dabei sein", sagte Keller. Auch Georg Margreitter, der gegen St. Pauli einen Ball ins Gesicht bekommen hatte und wegen Schwindelgefühlen schon gegen Aue fehlte, muss passen. "Er fühlt sich noch nicht wohl", berichtete der Trainer.