Nürnbergs neuester Stadtteil: Jetzt ist er endlich fertig!
Gerd Schmelzers ehrgeiziges Projekt „Tilly-Park“ steht vor der Vollendung: Rentner-Residenzen, Wohnungen, Hotel, Kindergarten.
NÜRNBERG Gerd Schmelzer schlägt mit der Hand aufs antike Geländer. „Guten Morgen Soldaten, aufstehen!“, ruft Schmelzer plötzlich und grinst. Seine Stimme hallt durch die ehemalige Kaserne an der Gustav-Adolf-Straße. In diesem Gebäude war er Hauptmann im Transport-Bataillon, 5. Kompanie. An die Vergangenheit der Kaserne erinnern jetzt nur noch die hellen Sandstein-Bögen. Wo einst der Gleichschritt exerziert wurde, sollen ab 1. Juli Gäste im dann neu eröffneten „Novina-Hotel“ residieren. Und damit ist der neue Stadtteil Tilly-Park, Schmelzers ehrgeiziges Projekt, jetzt so gut wie fertig.
Von 95.000 Quadratmetern Verkaufsfläche auf insgesamt 120.000 Quadratmetern Grundstücksfläche hat die alpha-Gruppe um Investor Schmelzer dann 90.000 Quadratmeter verkauft. Und Schmelzer hat sich einmal mehr als Gestalter der Nürnberger Filetstücke erwiesen.
Großer Vorteil: Der Anschluss an die neue U3
2002 wurden die Verträge besiegelt. Schmelzer tat das, was er am besten kann: gute Lagen erkennen, kaufen, verkaufen, sanieren – und das hochkonzentriert, flexibel, visionär. Im Kopf bereits neue Projekte wie die Grundig-Türme oder den Augustinerhof, läuft er über den Tilly-Park und reibt sich die Hände. Weil er zufrieden ist, nicht wegen der Kälte. Denn was Schmelzer wollte, ist aufgegangen: Eine Bewohner-Mischung aus Jung und Alt, viel Grün, Ruhe, wenig Verkehr, kurze Distanz zum Job und Einkauf. Denn jetzt stehen auf dem alten Exerziergelände an der Gustav-Adolf-Straße eine Norma-Filiale, eine Autowerkstatt, ein Motorradladen, ein Frisör, bald eine Gaststätte, die Diakonie samt Demenzzentrum. Senioren leben hier im betreuten Wohnen, im September eröffnet ein Kindergarten, im Juli das Hotel.
Und natürlich die Wohnhäuser: 100 Reihenhäuser hat die Eiwobau auf 20.000 Quadratmetern hingestellt. Die Quadratmeter-Preise der Wohnungen liegen bei 2500 Euro (Neubau) und 2000 Euro für die in den sanierten Altbauten. Sie gehen weg wie warme Semmeln in dem neuen Stadtteil, der mit einem großen Vorteil punktet: der fahrerlose U3 direkt vor der Haustür.
Deshalb ist sich Josef Maiser (55) auch so sicher, dass sein Hotel hier brummen wird. Das „Novina“ wird allerdings weiter Schmelzer gehören, Maiser und seine Novina-Hotel-Gesellschaft sind nur Pächter. Es ist nicht Schmelzers erstes Hotel: Das Best Western beim Triumph-Adler-Gelände gehört ihm, verpachtet wurde es an Hotelier Werner Rübsamen. Mitten in der Planung steckt Schmelzer bei der Umwandlung der Grundig-Türme zum Hotel, im Juni soll hier mit der Arbeit begonnen werden. Das Projekt danach wird das geplante Hotel im Augustinerhof sein.
„Mit den Immobilien ist es eine ganz besondere Sache“
Mit Maiser hat Schmelzer einen Mann an der Hand, dem er aufgrund dessen Erfahrung vertraut: Maisers Sohn Dominik leitet das Hotel Ramada auf der Herzobase in Herzogenaurach, das Südwestparkhotel gehört ihm, ebenso zwei Häuser in Regensburg.
Maiser und Schmelzer auf Rundgang: Außen sind die Dämmplatten zu sehen, innen die Rohre, die sich an der Decke entlang ziehen. Rohbau-Charme, der die beiden nicht verunsichert. „Das wird klasse“, deutet Maiser auf die alten Details wie Geländer, Sandsteinbögen, Fliesen aus dem Jahr 1906. „131 Zimmer für 70 beziehungsweise 90 Euro, bei Messen maximal 150 Euro. Wir bleiben also im Gefüge.“ Macht er sich mit dem neuen Hotel nicht selbst Konkurrenz für seine Südwestpark-Herberge? „Im Gegenteil. Durch eine gemeinsame Verwaltung spare ich. Da gibt es Synergien. Außerdem können wir hier dank der U-Bahn mit dem City-Anschluss werben. Und wenn das Südwestparkhotel wie so oft durch weit angereiste Zweitligisten oder die Messe ausgebucht ist, kann ich meine Gäste hier her bringen. Und Burgblick haben wir obendrein.“
Die drei Sterne, die Novina später kategorisieren werden, leuchten noch nicht. Um zwei Etagen wurde das Gebäude aufgestockt. Noch klebt weder Putz, noch Tapete. Und noch ist hier nur ein Rohbau mit vielen 25-Quadratmeter-Zimmern. Elf Millionen Euro hat das Hotel gekostet. Gerd Schmelzer geht davon aus, dass sich die Investition in 20 Jahren amortisiert hat. „Aber einfach aufrechnen kann man das eigentlich nicht. Das mit den Immobilien“, seufzt er im Scherz, „das ist eine ganz besondere Sache.“ Er lächelt zufrieden.
S. Will
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