Nürnbergs mysteriösester Mord: So leiden die Kinder der Opfer!
Karin, Ellen und Monique Langendonk reden zum ersten Mal über ihre Gefühle: Ihre Eltern wurden 1997 im Wohnmobil umgebracht.
NÜRNBERG Auch nach elf Jahren, auch als Erwachsene, können einem die Eltern an allen Ecken und Enden fehlen. Karin (heute 45), Ellen (45) und Monique Langendonk (49) reden zum ersten Mal öffentlich über ihre Gefühle, als sie an jenem 7. Juni 1997 durch einen Mörder zu Waisen gemacht wurden. Die Schwestern fühlen, dass es für ihre Trauer, ihre Ohnmacht, ihre Wut, ihre Fragen erst dann ein Ende geben wird, wenn der Täter festgenommen worden ist. Karin Langendonk: „Wir möchten einfach nur wissen, warum und wie es passiert ist. Wir wollen endlich einen Adressaten für diese Fragen haben.“
Bis heute bleibt die beispiellos grausige Tat am holländischen Ehepaar Truus und Harry Langendonk rätselhaft. Nürnbergs mysteriösester Mord ist nach wie vor ungeklärt!
Die Zwillinge Karin und Ellen und die Älteste, Monique, waren damals bereits verheiratet. Sie schenkten ihren Eltern Truus und Harry sieben Enkelkinder. „Unsere Leben“, erinnert sich Karin Langendonk, „verliefen so schön geordnet. Vater hatte früher ein Geschäft für Lkw-Bremsen, als Rentner hatte er einen unglaublichen Spaß, Campingwagen einzurichten – und das, obwohl er selbst eigentlich kein passionierter Urlauber gewesen ist.“ Oma Truus hingegen liebte die Fahrten in die Ferne. Ihr Hobby war die Schneiderei, sie las viel – wenn ihr die jüngsten Enkel, auf die sie so gerne aufpasste, dazu Zeit ließen.
Zwei Tage vor ihrer Abreise feierte Harry Langendonk noch seinen 63. Geburtstag. „Wir waren alle da, haben ihnen später eine wundervolle Reise gewünscht“, erinnert sich Karin. Handys hatten die Langendonks nicht. „Das letzte Mal meldete Vati sich am Samstag. Er erzählte, dass sie viel Spaß hatten, dass es ihnen gut geht. Sie waren am Chiemsee. Einen Tag später kam die Nachricht, dass sie tot bei Nürnberg gefunden wurden.“
Was dann folgte, beschreibt Karin Langendonk als das „komplette Chaos“: der Versuch, die Todesursache vor den noch kleinen Kindern der Familien zu verheimlichen. „Doch Radio, Fernsehen und Zeitungen waren voll von Berichten über den Tod unserer Eltern.“ Die Fahrten der Ehemänner nach Deutschland, um der Polizei bei der Betrachtung und Einordnung der Gegenstände aus dem Wohnmobil zu helfen; die vielen Fahrten nach Nürnberg und Traunstein; die Tatsache, dass sie anfangs selbst unter Tatverdacht standen. „Für die Polizei war das eine Normalität. Aber wir waren verständlicherweise einfach sehr irritiert.“
Heute, bekräftigt Karin Langendonk, „ist das Verhältnis zur Traunsteiner Polizei sehr gut – die Beamten tun, was sie können, noch immer.“
Nach dem Mord folgte für die Schwestern ein Leben im Schock: „Rückblickend finde ich nur die Umschreibung, dass wir ,gelebt wurden’ – wir funktionierten nur. Das waren nicht wir, denen das passierte, so fühlten wir uns. Wir kamen uns vor wie in einer ,Tatort’-Folge, es war einfach nicht wirklich. Wir haben unsere Eltern nie wieder gesehen, wir haben von zwei Särgen Abschied genommen, nicht von zwei Menschen. Ein tödlicher Unfall hätte uns die beiden zwar auch schlagartig genommen, aber einen Unfall kalkuliert man für sein Leben ein – ein Mord hat selbst in der Vorstellung keinen Platz.“
Erst nach einem halben Jahr setzte sich die traurige Realität in den Köpfen der drei Töchter durch: „Sie kommen nicht wieder, nie mehr. Das war dann der traurigste Moment. Als wir einsehen mussten, dass diese lieben und intelligenten Menschen, die wir immer um Rat fragten, nicht mehr kommen würden – einzusehen, dass sie uns und unseren Kindern immer fehlen werden, und auch einzusehen, dass unsere Fragen nach dem ,Warum’ so lange ins Leere gehen, bis die Polizei den Mörder findet.“ Susanne Will
Mehr zum Mord und den Ermittlungen lesen Sie in der Printausgabe der Abendzeitung Nürnberg vom Montag, 17. November.