Nürnberger Star-Handballerin vom eigenen Vater missbraucht?
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 47-Jährigen elf einzelne Taten vor. Er beteuert seine Unschuld
NÜRNBERG Es ist ein unappetitlicher Prozess, der seit Montag vor dem Landgericht neu aufgerollt wird. Die zentrale Frage, die in dem Strafverfahren vor der 4. Kammer geklärt werden soll: Wurde Nürnbergs Handball-Star Sara W. (23) als minderjähriges Mädchen vom eigenen Vater sexuell immer wieder missbraucht?
Das Amtsgericht in Erlangen hat diese Frage in der ersten Prozessrunde mit einem klaren Ja beantwortet – und Ulrich W. (47) zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Doch der behauptet, dass sich seine Tochter die diffamierenden Vorwürfe nur ausgedacht hat, um ihm zu schaden. Er legte deshalb Rechtsmittel gegen das Urteil ein. Und ließ es erneut auf einen öffentlichen Prozess ankommen.
An der grundsätzlichen Ausgangslage hat sich seit dem letzten Verhandlungstag nichts geändert. Sara, sichtlich mitgenommen und immer wieder den Tränen nahe, machte in ihrer Aussage keinerlei Abstriche. Mehrfach habe ihr Vater vor ihren Augen onaniert, mehrfach habe er sich nackt zu ihr ins Bett gelegt und sich befriedigt.
Beweist ein Lügendetektor-Test seine Unschuld?
Der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft ist zu entnehmen, dass sich der erste Übergriff genau am 14. Geburtstag der Sportlerin ereignet haben soll. Weitere Taten seien bis ins Jahr 2005 hinein erfolgt. Die letzte einen Tag vor ihrer Volljährigkeit.
Ulrich W. bestreitet alles. „Nichts ist passiert“, sagte er in der ersten Prozessauflage. Inzwischen hat er sich freiwillig und aus eigenen Stücken in einem Kölner Institut einem Lügendetektor-Test unterzogen, um zu untermauern, dass er sich seine Finger nicht schmutzig gemacht hat. Das Ergebnis, so war zu hören, sei für ihn positiv ausgefallen.
Ganz so einfach sieht die rechtliche Lage bei Sara nicht aus. Auch eine Gutachterin, die sie im Auftrag der Justiz auf ihre Glaubwürdigkeit hin untersuchte, ist sich nicht hundertprozentig sicher, ob die junge Frau tatsächlich die Wahrheit sagt. Manche Angaben, so kritisiert sie, seien nicht detailgenau genug.
Die Staatsanwaltschaft hat an der Wahrheitstreue der Sportlerin, die zwischen 2005 und 2009 für den 1. FC Nürnberg in der Handball-Bundesliga spielte und schon 24 Mal in die Nationalmannschaft berufen wurde, dagegen keine Zweifel. Sie hat Saras Vater wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen in elf Fällen angeklagt.
Der Prozess dauert drei Tage. hr
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