Nürnberger Professor baut Uni für 30.000 Studenten in Afrika

Herbert Eichele (60), der ehemalige Rektor der Ohm-Hochschule, muss sich dabei auch als Tüftler und Bastler erweisen
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Nürnberger Uni-Erbauer in Äthiopien: Herbert Eichele zeigt einer Studentin die Funktion einer pneumatischen Steuerungsanlage.
dpa Nürnberger Uni-Erbauer in Äthiopien: Herbert Eichele zeigt einer Studentin die Funktion einer pneumatischen Steuerungsanlage.

Herbert Eichele (60), der ehemalige Rektor der Ohm-Hochschule, muss sich dabei auch als Tüftler und Bastler erweisen

NÜRNBERG/ADAMA Ein Schwabe, der lange als Professor in Franken aktiv war, krempelt die Uni-Landschaft in Äthiopien um. In Adama, hundert Kilometer südlich der Hauptstadt Addis Abeba, entsteht eine Modelluniversität nach deutschem Vorbild, auf die auch neugierig afrikanische Nachbarn schauen. Verantwortlich für das gewaltige Projekt ist Herbert Eichele (60), zuvor Rektor der Ohm-Hochschule in Nürnberg.

„Ich bin nicht Berater, ich treffe Entscheidungen, auch ungewöhnliche“, sagt der Gründungspräsident der Adama University. Er passt sich mit seiner lässigen Kleidung der Hitze an. Beim Rundgang trägt er Jeans, Hemd und Schlips in hellem Blau. Eichele erzählt, wie er mit Schlips und Kragen aufs Dach kletterte. „Ich musste den Handwerkern zeigen, wie die Funkantenne für bessere Vernetzung justiert wird.“

Der Campus ist riesig. Das Gelände der Nürnberger Hochschule würde da mehrmals reinpassen. Einer der Studenten erinnert sich: Anfang 2008 hatte die Uni für 10000 Leute nur fünf Computer mit sehr langsamer Internetverbindung, Anfang 2009 seien es dank Eichele schon 500 gewesen. Wichtige elektronische Teile bringt der nicht selten im Handgepäck mit. Seine Frau Sigrid, die weiter vorwiegend in Nürnberg lebt, hat andere wichtige Dinge dabei. Die braucht sie fürs Spätzlemachen. „Die will ich auch nicht am Rande der Steppe missen“, sagt ihr Mann.

Die Uni in Adama gehört zu den 13 im Lande, die im Rahmen eines ehrgeizigen Programms der Regierung erweitert oder neu gebaut werden. Projektmanager ist eine Tochter der Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ). Diese leistet im Dienste des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) seit mehr als 30 Jahren Aufbauhilfe in Äthiopien.

Schon während der Schul- und Jugendzeit war Eichele ein Tüftler und Bastler. Der Oma hat er als Schulbub ein Radio gebaut. Nach dem Physik-Studium in Stuttgart ging Eichele nach Bayreuth. „Ich promovierte mit 28 und half beim Aufbau der neuen Uni auf der Wiese.“

Die Regierung in Addis Abeba hat die wichtigsten internationalen Systeme verglichen. „Wir haben uns für das deutsche Berufsbildungs- und Hochschulsystems entschieden“, sagt Bildungsstaatssekretär Ato Wondwossen Kiflu. Als Äthiopien dann einen deutschen Experten mit Hotelmanagement- und Äthiopienerfahrung suchte, wurde Eichele gefragt, der sofort zusagte.

Heute werden in Adama 20.000 junge Menschen als Elektro-, Chemie-, Agraringenieure, als Allgemeinmediziner, Chirurgen, Juristen, Lehrer, aber auch als Touristenführer, Krankenpfleger und Fahrzeugmechaniker ausgebildet. Der Plan sieht 30.000 Studenten vor.

Die Adama-Uni kostet nicht nur Geld, sie verdient auch einen Teil. Die Uni betreibt eine Klinik und eine große Modellfarm mit Schwerpunkt auf biologisch-organische Produkte. Dazu zählen Vieh- und Milchwirtschaft, Gemüse, Obst, Milch, Honig und Eier – für Eicheles Spätzle. Bernd Kubisch

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