Nürnberger Lebkuchen: Die Öfen laufen heiß

Zuerst klebt nur eine flache Teigschicht auf den Oblaten – doch nach sieben Minuten im Durchlaufofen ist ein verführerisch duftender Lebkuchen entstanden: In den Produktionsstätten für den bekannten Nürnberger Lebkuchen wird schon jetzt auf Hochtouren gebacken.
Nürnberg  – Es duftet nach Marzipan, nach gemahlenen
 Nüssen, nach Schokolade, nach Orangeat – kurzum: nach Weihnachten.
 Und auch wenn erst in einigen Monaten Heiligabend ansteht, wird in
 den Nürnberger Produktionsstätten für den traditionsreichen Lebkuchen
 längst gebacken. Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie
 spricht von 2000 Saisonarbeitskräften, die zur jetzigen Spitzenzeit
 in der Nürnberger Lebkuchenproduktion beschäftigt sind. Pro Minute
 rollen 2500 Gebäckstücke über die Bänder.
 
 Lebkuchen sei ja kein reines Weihnachtsgebäck mehr, sagt Hermann
 Bühlbecker, Chef des Unternehmens Lambertz. In Nürnberg gehört dem
 Aachener Konzern eine große Produktionsstätte, hergestellt werden
 hier beispielsweise Elisen-Lebkuchen der alteingesessenen Marke
 Haeberlein-Metzger, die seit 1999 zu Lambertz gehört. „Schon seit
 einigen Jahren sind Lebkuchen Herbstprodukte“, versichert Bühlbecker.
 Auch bei den Verpackungen verzichte man längst auf eine
 weihnachtliche Optik – „das hat jetzt vielmehr herbstlich-festlichen
 Charakter“.
 
 Damit also schon im September Lebkuchen im Supermarktregal stehen
 können, startet die Produktion in der Regel im Hochsommer. Im
 Dreischichtbetrieb entstehen am Nürnberger Stadtrand die süßen und
 gehaltvollen Leckereien – während draußen gegenüber auf den Feldern
 die Gemüsebauern noch ihre frischen Salate ernten.
 
 In großen Kisten lagern Nüsse und Mandeln, mal grob, mal fein
 gemahlen. Die Zutaten für den Lebkuchenteig werden noch per Hand in
 einen großen Bottich gefüllt: große Blöcke Marzipan beispielsweise,
 duftender Orangensirup, Honig, viele Gewürze. Dann wird
 geknetet: Riese Haken vermengen die Zutaten zu einem Teig, 330
 Kilogramm je Bottich. Mit einer Pumpe wird dann der Teig portioniert
 und auf die Oblate gestrichen. Dann beginnt die Reise des Lebkuchens
 auf einer eineinhalb Kilometer langen Bandanlage.
 
 40 Meter allein sind für den Durchlaufofen vorgesehen – binnen
 sieben Minuten wird aus der flachen Teigschicht auf der Oblate ein
 verführerisch duftender Lebkuchen. Es folgen die Stationen für
 Zuckerguss oder Schokoglasur – bis schließlich die Lebkuchen verpackt
 werden können. Röntgenscanner überprüfen, dass sich keine Fremdkörper
 in die Päckchen eingeschlichen haben, wie Werksleiter Jens Peter
 Brünger erläutert.
 
 10 000 Tonnen Gebäck verlassen jährlich die Nürnberger
 Produktionsstätte. In Spitzenzeiten sind bis zu 380 Mitarbeiter
 beschäftigt. Und wenn bei vielen Weihnachtsfans die Lust auf
 Lebkuchen erst richtig steigt, endet in der Nürnberger Fabrik
 eigentlich schon wieder die Lebkuchenproduktion: „Nach dem
 Nikolaustag ist eigentlich Schluss“, sagt Bühlbecker. Nach dem 6.
 Dezember wolle der Handel meist nur noch seine Bestände ausverkaufen,
 nachgeordert werde dann kaum mehr.
 
 Bis zum Juli, wenn es wieder losgeht mit dem Backen, stünden die
 änder allerdings nicht komplett still. Zum einen wollten sich etwa
 Touristen auch im Frühjahr und im Sommer mit Gebäck aus der
 traditionsreichen Lebkuchenstadt Nürnberg eindecken, zum anderen gebe
 es auch Produkte, die das ganze Jahr über verkauft werden -
 Anisgebäck oder Magenbrot beispielsweise.
 
 Das Unternehmen Lebkuchen Schmidt hat ebenso schon Anfang
 September die Lebkuchensaison eingeläutet. Auf dem Hauptmarkt, wo am
 ersten Adventswochenende traditionell der Christkindlesmarkt beginnt,
 gab es eine Backvorführung. Eine Grundproduktion für den Verkauf in
 den eigenen Läden laufe das ganze Jahr über, sagt eine Sprecherin.
 „Aber jetzt geht die Produktion in die Vollen.“