Nürnberger Firma sprengte die Betrüger-Tour!

Mit falschen Gewinnbriefen ködern fiese Banden immer wieder Senioren, bringen sie um ihr Geld. Doch dem Müller Verlag gelang nun ein Schlag gegen die Abzocker – dank Lockvogel und Anwalt  
von  S. Schaller

NÜRNBERG „Das ist reine Abzocke“, schimpft Hans K.* Der Nürnberger und seine Schwester Anna* haben die fiesen Betrüger selbst erlebt. „Die wollten uns einen 90er Pack Wunderpillen für 2800 Euro andrehen!“

Kürzlich holte Anna K. (73) ein Schreiben aus ihrem Briefkasten. Darin gratulierte ihr „Das Telefonbuch“ zum Gewinn von 1500 Euro, den sie bei einer Fahrt erhalten sollte. Achtung: Das ist nichts als Betrügerpost – und Urkundenfälschung! Der Nürnberger Telefonbuch Verlag Hans Müller, der gemeinsam mit der DeTeMedien DasTelefonbuch herausgibt, warnt: „Wir haben nichts mit diesen Briefen zu tun!“ Der Verlag engagierte sogar den Anwalt Johannes Dilling, um den fiesen Betrügern auf die Spur zu kommen. Die dubiosen Veranstalter missbrauchen für ihre Betrüger-Post bewusst seriöse Namen, bestätigt Anwalt Dilling: „Leider fallen immer wieder ältere Menschen darauf herein.“

Fast 100 Teilnehmer meldeten sich allein zur Fahrt, zu der auch Anna K. und ihr Bruder aufbrachen – als Lockvogel für den wirklichen Telefonbuch Verlag. Bereits früh um 9 Uhr sammelte der Betrüger-Bus die Teilnehmer ein. In Lauf hielt er vor einem heruntergekommenen Gasthof. „Das versprochene Gratis-Frühstück war ein Witz“, sagt Hans K. „Zwei Scheiben Brot und ein Mini-Getränk.“ Sofort startete das Verkaufsprogramm mit überteuerten Cremes und Tabletten. „In der ersten von drei Phasen verkaufen die Betrüger Kleinprodukte“, so der Anwalt, der Dutzende ähnliche Fälle kennt. „Da gibt’s Alpenkräuter, die im Reformhaus 1,50 kosten, für 50 Euro.“ Vermeintliche Gratis-Reisen und -Handys drängen die Betrüger in der zweiten Phase auf. Doch von wegen kostenlos: Der Teufel steckt im Kleingedruckten, dort lauern Aufschläge und Mindestumsätze. „Wir wurden massiv gedrängt zu unterschreiben“, seufzt K. Vor der dritten Phase gibt’s Mittagessen. „Das mussten wir selber bezahlen“, so Hans K..

Nach Essen, stundenlangen Vorträgen und Drohungen seien viele Senioren so fertig, dass sie nur noch heim wollen. Doch nun fielen die Betrüger erst recht über die Opfer her – mit Zuckerbrot und Peitsche. „Wer kauft, wird gelobt, die anderen massiv beleidigt.“ Höhepunkt des Betrugs: Falsche Ärzte priesen die Wunderpille AeskulaMed an: „Das soll gegen Alzheimer, Diabetes, Herzinfarkt und sogar Krebs helfen und 2800 Euro kosten“, sagt K. Die Betrüger gaben gar vor, das Mittel mache andere Medikamente überflüssig: Im Ernstfall kann das sogar tödlich enden!

Doch in Lauf gelang ein Schlag gegen die skrupellose Bande: Bevor Senioren Verträge unterschrieben, stürmte die Polizei den Gasthof. Lockvogel und Anwalt hatten sie informiert. Anna K. ist sich sicher: „Den versprochenen Gewinn, 1500 Euro, hätten wir nie gesehen.“  (*Namen geändert)

 

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