Nürnberger Experte warnt: So gefährlich sind Kopfhörer

Ein Viertel aller 16- bis 24-Jährigen ist hörgeschädigt. Schuld sind vor allem die „In ear“-Geräte.
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Laute Musik auf den Ohren blendet andere wichtige Reize aus der Umwelt aus.
dpa 2 Laute Musik auf den Ohren blendet andere wichtige Reize aus der Umwelt aus.
Akustiker Thomas Andres warnt vor Hörschäden.
Berny Meyer 2 Akustiker Thomas Andres warnt vor Hörschäden.

Ein Viertel aller 16- bis 24-Jährigen ist hörgeschädigt. Schuld sind vor allem die „In ear“-Geräte.

NÜRNBERG Ohne Knopf im Ohr geht bei vielen Jugendlichen nichts mehr – auf dem Weg zu Schule, Lehrstelle oder Uni, in der U-Bahn, auf dem Fahrrad, beim Joggen: Musik ist für viele ein ständiger Begleiter. Doch Vorsicht bei der Wahl der Lautstärke – inzwischen ist laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ein Viertel aller 16- bis 24-Jährigen hörgeschädigt!

„Musik hören ist an sich nichts Verkehrtes“, erklärt der Nürnberger Hörgeräteakustikermeister Thomas Andres von der Firma Peschke am Hauptbahnhof, am Anfang hören die meisten auch meist leise. „Aber dann kommt ein Stück, das einem besonders gut gefällt, man dreht auf – und lässt das dann.“ Schon ab einer halben Stunde täglich bei 90 Dezibel treten Hörschädigungen auf, so der Experte.

Lautstärken einer Kreissäge oder eines Rasenmähers

„Bei Musik merkt man die Lautstärke nicht so, weil sie an sich schön ist. Aber eine Kreissäge oder einen Rasenmäher würde man auch nicht ertragen.“ Vom Lärm her sei das aber gleich – und von der schädigenden Wirkung auch. Die feinen Haarzellen in der Hörschnecke knicken um wie Halme im Sturm. Die Folge: Betroffene tun sich schwer, leise und hohe Töne wahrzunehmen. Dazu kommen Störgeräusche im Innenohr.

„Freizeitlärm" ist ein Phänomen, mit dessen Folgen Akustiker, Ärzte und Politiker kämpfen. Betroffen sind vor allem die Jüngeren – schuld sind vor allem die so genannten „In-Ear“-Kopfhörer: „Sie sind tiefer im Gehörgang und damit näher am Trommelfell, das so noch stärker belastet wird“, erklärt Thomas Andres.

Dass heute ein Viertel aller 16- bis 24-Jährigen hörgeschädigt ist, bestätigen auch Bundesärztekammer und die Deutsche Gesellschaft für Akustik. Eine alarmierende Zahl nennt auch das bayerische Gesundheitsministerium: Jährlich gibt es 1550 neue jugendliche Hörgeschädigte im Freistaat. Allein für die Versorgung mit Hörgeräten werden für sie pro Jahr 1,7 Millionen Euro fällig. Bei der Techniker-Krankenkasse haben die Ausgaben für Hörhilfen für Kinder und Jugendliche in sechs Jahren um 30 Prozent zugenommen.

Laut EU-Norm sollten iPods und MP3-Player bei 99 Dezibel „abgeregelt" werden. Nach Tests des bayerischen Gesundheitsministeriums gibt es diese Geräte-Grenzwerte aber nur auf dem Papier. Zum Vergleich: Bei 100 Dezibel ist schon nach einer Stunde die Belastung erreicht, die nach Arbeitsschutzverordnung in einer Woche zulässig ist.

Jeder Fan von lauter Musik sollte sich über eins im Klaren sein: Ist das Gehör erstmal geschädigt, kann man es nicht mehr heilen. au/mm.

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