Nürnberger App "duso" liefert Kontaktdaten per Knopfdruck
Nürnberg - Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in der U-Bahn und ihr unbekanntes Gegenüber kann per App auf all Ihre Sozialen Netzwerke zugreifen und Sie nach Belieben kontaktieren. Ein Gedanke, der zunächst vielleicht unheimlich erscheint.
Maximilian Steiner und Pascal Bernshaus, Gründer der neuen App "duso", sehen das aber anders. Mit der App soll man künftig die Profile von Personen im Umkreis von 20, 50 oder 100 Metern aufrufen können – vorausgesetzt, es handelt sich dabei um Nutzer von "duso". Das Nürnberger Gründerduo ist mit der App bereits in seiner Heimatstadt und in München vertreten. Inzwischen stehe man bei über 20.000 Nutzern.
Alltagssituationen lieferten die Inspiration für die App "duso"
Die Idee zur App kam Steiner und Bernshaus, als sie Alltagszenarien durchgespielt haben. "Das waren so Situationen, wo man interessante Personen gesehen hat oder an jemandem vorbeigelaufen ist und man sich nicht getraut hat, denjenigen anzusprechen", sagt Steiner der AZ. Mit duso solle man nun die Möglichkeit bekommen, sich auch im Nachhinein noch vernetzen zu können. Man bekomme also eine zweite Chance.
Ist die App ein weiterer Schritt hin zum "gläsernen Menschen"? Nicht unwichtig mit Blick auf Kritik an den Soziale Medien und vor allem auf die Frage, wie viel man öffentlich von sich preisgibt. Gründer Maximilian Steiner hält dagegen: "Ich sehe das als die jeweilige Entscheidung der Person selbst."
Außerdem könne jeder auswählen, welche Informationen im "duso"-Profil abrufbar sind. In der App gebe es die Möglichkeit, neben dem selbst gewählten Namen und Profilbild eine Biografie mit weiteren Infos und die besagten Social-Media-Profile wie zum Beispiel Instagram, Facebook oder LinkedIn zu verlinken. Auch die eigene Webseite kann angehängt werden.
Der Standort der Nutzer wird also geteilt und im Umkreis von bis zu 100 Metern kann jeder Nutzer der App auf die hinterlegten Links und Informationen zugreifen.
Handwerker-Suche per App?
Laut Steiner hätte so etwa der Hausbesitzer die Möglichkeit, spontan einen Dachdecker zu finden, oder der Single-Mann die Partnerin fürs Leben. "Theoretisch richtet sich die App an alle", sagt Steiner. "Die Zielgruppe ist breit gestreut von Erstkontakt, Kennenlernen, Neugierde bis hin zu geschäftlichen oder universitären Kontexten."
Die Suchfunktion im Umkreis ist aber noch nicht alles – es gibt auch die Möglichkeit, alle Profile abzurufen, denen man in den letzten 24 Stunden über den Weg gelaufen ist. Alle Personen, die sich einem über den Tag verteilt in einem Umkreis von 100 Metern genähert haben, erscheinen dann auf einer Liste. Allerdings gibt es dann keine genaue Ortsangabe. Diese Funktion lässt sich laut Steiner aber ebenfalls bei Bedarf ausschalten.
App "duso" setzt auch auf Eigenverantwortung
Doch was ist, wenn man mal nicht gefunden werden möchte? Hier gibt es laut dem Gründer zahlreiche Optionen in der App. Wer zwischenzeitlich nicht verfolgt werden möchte, kann dies per Knopfdruck ausschalten. In der App gebe es auch Sicherheitsvorkehrungen, die prüfen, ob Inhalte nicht korrekt sind, und mit einem Knopfdruck soll man Nutzer melden können. Und wer nicht will, dass man ihn zu Hause oder bei der Arbeit findet, der habe die Möglichkeit, Standorte festzulegen, an denen man nicht gesehen werden kann.
Die Verantwortung, nicht als gläserner Mensch zu enden, sieht der Gründer also bei den Nutzern selbst: "Jeder, der sich öffentlich schalten will, der ist generell auch bereit dazu", sagt er. "Wenn die Nutzer ihre Profile in unserer App hinterlegen, dann haben sie bewusst gesagt: Ich möchte gefunden werden."