Nürnberg: Zweites Eisbärbaby tot
NÜRNBERG - Auch das zweite Eisbärbaby aus dem Nürnberger Tiergarten ist jetzt gestorben - am Freitag wurde es immer schwächer und lag schließlich tot in der Bruthöhle. Warum auch das stärkere Jungtier jetzt so plötzlich starb, ist unklar.
Knapp eine Woche nach seinem Zwilling ist auch das zweite Eisbärenbaby im Nürnberger Tiergarten gestorben. Wie die Stadt Nürnberg am Samstag mitteilte, sei das rund einen Monat alte Jungtier bereits am Freitagnachmittag tot in seiner Bruthöhle gesehen worden.
„Die Ursache für das schnelle Dahinsiechen ist nicht bekannt“, teilte Tiergartendirektor Dag Encke in einer Pressemitteilung mit, „ich bedaure den negativen Verlauf der zweiten Aufzucht der mit sechs Jahren noch jungen Mutter sehr.“ Mutter Vera habe regelmäßig gesäugt und das Jungtier nach jedem Saugakt geschlafen, so dass es als sicher gegolten habe, dass es ausreichend mit Milch versorgt war. Die Ergebnisse pathologischer Untersuchungen würden im Lauf der kommenden Woche erwartet.
Am späten Freitagvormittag habe es erste Anzeichen gegeben, dass das zweite Jungtier des Zwillingspaares schwächer werde, teilte der Tiergarten mit. Vera sei aufgeregt gewesen, habe ihre Höhle verlassen, erregt geschnaubt und ihr Nest umgebaut. Kurz danach konnten Mitarbeiter des Tiergartens über die Videobeobachtung sehen, dass das Jungtier tot im Stroh lag.
Erst am Samstagabend begriff die Eisbärenmutter, dass es nichts mehr zu hüten gibt
Vera legte sich am Freitag kurz danach schlafen und wurde zunächst nicht gestört. Am Samstag habe Vera ihre Höhle hin und wieder verlassen, sei aber stets zurückgekehrt und habe sich so verhalten, als suche sie nach ihrem Baby. Am Samstagabend sei Vera ruhig geworden. „Da hat sie wohl kapiert, dass es da nichts mehr zu hüten gibt“, so Encke. Tiergartenmitarbeiter konnten daraufhin die beiden Körper in der Bruthöhle bergen.
Der Tierschutzbund Bayern forderte ein Ende der Eisbärenhaltung in Zoos. „Vier tote Eisbärenbabys in nur einem Jahr in Nürnberg müssen Auslöser für kritisches Hinterfragen sein“, sagte der Präsident des bayerischen Tierschutzbundes, Berthold Merkel. Es sei nicht möglich, eine Umgebung für Nestbau, Geburt und Aufzucht der Eisbären in Zoos künstlich herzustellen. Tiergartendirektor Encke wehrte sich gegen die Vorwürfe. In freier Wildbahn passiere es ebenfalls häufig, dass Jungtiere kurz nach der Geburt sterben. Ein Ende der Eisbärenhaltung im Nürnberger Tiergarten komme für ihn nicht in Frage. „Dann müsste ich meinen Job an den Nagel hängen.“
Vera hatte die beiden Babys am 21. November zur Welt gebracht. Am vergangenen Montag hatte bereits eines davon tot in der Höhle gelegen. Die Ursache für den Tod des ersten Eisbärbabys war zunächst ebenfalls unklar. Vera ist auch die Mutter der Eisbärin Flocke, die im Nürnberger Tiergarten mit der Flasche aufgezogen wurde. Flocke, die einen Publikumsansturm auf den Nürnberger Tiergarten ausgelöst hatte, war am Donnerstag ein Jahr alt geworden.
Bereits im vergangenen Dezember hatte die Eisbärin Vilma, die der Tiergarten inzwischen an den Rostocker Zoo abgegeben hat, Nachwuchs bekommen. Die vermutlich zwei Jungtiere waren allerdings wenige Tage danach nicht mehr auffindbar. Der Tiergarten vermutet, dass sie gestorben und von ihrer Mutter aufgefressen worden sind.