Nimmermüder Party-Spaß in der Wasserschlacht
NÜRNBERG - Nässe gab’s umsonst bei "Rock im Park" 2008: Wasserschlachten haben Tradition bei diesem Festival, das – da kann Charlotte Roche phantasieren, was sie will – am Samstag binnen Minuten zum führenden Feuchtgebiet der Nation wurde.
Die Wege bei „Rock im Park“, dessen Areal 472 Fußballfeldern entspricht, können ganz schön weit sein. Jedenfalls dann, wenn man seine Ruhe haben will. Wie Fonzi, Schorsch und Walter aus Ansbach, Anfang Dreißig, die ein entspanntes Wochenende wollen und keinen Stress. An der Meistersingerhalle steht ihre Biertischgarnitur; gemütlich blinzeln sie in die Sonne und hören zur Einstimmung Elvis. „Mal ehrlich: Die meisten Leute am dem Festivalgelände haben doch keinen Anstand“, meint Fonzi, während Schorsch demonstrativ den Tisch abwischt. „Das ist uns einfach zur dreckig.“ Für ihre Ruhe nehmen sie gern den halbstündigen Fußweg in Kauf.
Die Wege bei „Rock im Park“, wo 65000 Fans von Berlin bis Wien zur Partygesellschaft zusammenballen, können aber auch ganz schön kurz sein. Lucy, Hagen und Ludwig haben ihren VW-Bus auf dem Zeppelinfeld geparkt, nur wenige Schritte von der „Centerstage“. Die Endzwanziger leben in ganz Süddeutschland verstreut. „Wir treffen uns eben nicht zum Urlaub auf Mallorca, sondern hier“, wie Lucy erklärt. Dass es zu wenig Klos gibt und dass man für Wasserspülung extra zahlen muss, stört sie heftig. „Bei 135 Euro für eine Karte sollte das schon drin sein."
Doch Nässe gab’s umsonst: Wasserschlachten haben Tradition bei diesem Festival, das – da kann Charlotte Roche phantasieren, was sie will – binnen Minuten zum führenden Feuchtgebiet der Nation wurde. Unwetter, Blitz und Hagel als herunterkühlende Ergänzung zur musikalischen Berieselungsanlage. Wer sich nicht abhärten will (und stundenlang nackt durchs Gelände flitzt), flüchtet sich vorm Absaufen in die Eis-Arena: Bands wie Tokyo Police Club und später die Zuckerpopper von Rooney sehen sich dann plötzlich Mega-Gedränge gegenüber. Was für ein Karriereschub!
Wie eine Trink-Bilanz wirken die Gebilde, die Bierdosen zu Kunst recyceln: In einen Zaun geklemmt ergeben sie die Aufschrift „Rock im Park 2008“, andere dekorieren kahle Äste. Punkt 8 der Campingordnung ist übrigens ein Witz: Das Urinieren jenseits der Toiletten ist verboten. Aber wenn es erst mal läuft...
Nachts um 3 sind die Live-Konzerte gelaufen. Aber aus den mitgebrachten Anlagen tönt es laut, und so lange der Biernachschub gesichert ist, geht die Party weiter. So auch bei fünf Jungs aus den USA. Sie waren 2006 eher zufällig hier und fanden es so toll, dass sie heuer nur für „Rock im Park“ über den Atlantik geflogen sind. Blane (21) meint: „Das ist einfach das coolste Konzert in Europa. Unglaublich! Wir haben so viel Spaß!"
Die Nacht gehört den feierwütigen Twens. Es gibt aber gerade an den Rändern des riesigen Areals auch Ecken, an denen es ruhiger zugeht, wo die Camper leise „Wir sind Helden“ hören und an den Himmel sehen. Da blinken die Sterne. Auch schön. GK/daer
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