„Nicht jeder hat alles gegeben“
BAD WÖRISHOFEN - Marco Engelhardt im großen AZ-Interview. Der Mittelfeldspieler des 1. FC Nürnberg hat den Abstieg aus der Bundesliga noch längst nicht verdaut. Engelhardt übt Kritik an seinen Ex-Kollegen und hat sich für die neue Saison viel vorgenommen.
AZ: Das erste Trainingslager ist fast überstanden. Wie groß waren die Anstrengungen, wie läuft’s? MARCO ENGELHARDT: Harte Arbeit gehört dazu. Die Einheiten mit den Fahrrädern haben ein wenig geschlaucht. Die Vorbereitung muss weh tun, wir müssen körperlich so weit kommen, dass wir jeden Gegner 90 Minuten lang unter Druck setzen können. Denn die Zweite Liga wird kein Selbstläufer, sechs andere Mannschaften haben das gleiche Ziel wie wir.
Haben Sie den Abstieg schon verdaut? Nein. Ärgerlich ist noch bis heute die Tatsache, dass nicht jeder auf den Platz alles gegeben hat, um den Abstieg zu verhindern. Wir waren im Abstiegskampf einfach auch zu ruhig.
Gab es nach dem Abstieg Gedanken, den Club zu verlassen? Nein. Als Fußballer muss man sich auch wohlfühlen und beim jetzigen Trainer habe ich den Eindruck, dass er auf mich baut. Bei ihm habe ich ja auch gespielt, bei seinem Vorgänger nicht so oft. Und die Zweite Liga ist sehr gut geworden. Wir müssen stärker motiviert sein, als all die anderen Mannschaften und dementsprechend mehr tun. Das muss jedem klar sein.
Drei, vier Spieler müssen Verantwortung übernehmen
Das klingt, als spräche der neue Kapitän? Ich spiele in einer zentralen Position, wo man auch reden muss. Mehr als in der letzten Saison. Das kann Pinola, das kann Andi Wolf, das kann auch Raphael Schäfer. Drei, vier Spieler müssen die Verantwortung übernehmen und das Tempo vorgeben. Ich scheue mich nicht davor.
Am zweiten Spieltag geht es zu ihrem Ex-Verein Kaiserslautern, eine heikle Aufgabe? Ich bin nicht im Guten von Lautern weggegangen. Volles Haus, große Atmosphäre, da erwartet uns schon einiges. Aber ob Kaiserslautern oder sonst jemand, wir dürfen keines der Zweitligaspiele so angehen, wie wir den Abstiegskampf bestritten haben.
Sondern? Wir müssen auf jedem Fall einen größeren Killer- und Drecksau-Instinkt als zuletzt in der Bundesliga entwickeln. Wir müssen von der ersten bis zur 90. Minute hochkonzentriert zur Sache gehen. Vor allem aber auch Geduld beweisen, denn die meisten gegnerischen Mannschaften werden sich an der Mittellinie aufbauen und abwarten, was wir machen. Aber die Hälfte unserer Mannschaft hat Erstliga-Format, deshalb müssen wir dominant sein und uns von den anderen Mannschaften abheben. Interview: M. Hertlein
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