Nicht aufgeben, egal bei was
NÜRNBERG Ich höre gerade etwas schlechter, ich habe Tampons in den Ohren", ist das erste, was Dominik Schütte  sagt, will man mit ihm über seinen gerade erschienenen Roman "Was   würde der Boss tun?" (Piper) reden. Denn wie seine Romanfigur Tom hat  auch der ehemalige AZ-Mitarbeiter und jetzige stellvertretende Chefredakteur des Magazins GQ sich das Trommelfell verdorben und muss sich in regelmässigen  Abständen das Ohr spülen   lassen. Damit er wieder gut hört. Was wichtig ist, geht es in dem  Erstling des in Nürnberg aufgewachsenen Autors doch auch und vor allem um Rock'n'Roll, von Bruce Springsteen,  dem "Boss". Der ist das Idol der Figur   Tom, die sich auf rund 230 Seiten auf eine popkulturelle Pilgerreise  nach New Jersey begibt. Da stellt sich die Frage, ob es nicht noch mehr  Parallelen zwischen Tom und Dominik gibt. Die AZ fragte nach.
AZ:   Herr Schütte , haben Sie auch eine Kartei mit Weisheiten aus Springsteen-Songs wie ihre Romanfigur Tom?
DOMINIK  SCHÜTTE: So einen Karteikasten gibt es nicht. Aber es gibt   schon ein paar Songs, die für mich Ratschlag-Charakter haben. Mein  Lieblingssong ist "No Surrender" - nicht aufgeben, egal worum es geht. 
AZ: Das bringt uns zur Frage, wie   autobiografisch Ihr Buch denn ist?
DOMINIK  SCHÜTTE: Ursprünglich  wollte ich einen Rock'n'Roll-Ratgeber schreiben. Da habe ich lange  überlegt, was einem Mick Jagger denn raten soll.   Ausser: "Sei gierig!" (lacht) Aber ich bin ein grosser Springsteen-Fan.  Und so hatte ich die Idee, das nur mit Bruce zu machen. Als ich anfing  zu schreiben, wurde aber   schnell ein Roman draus. Die Basis ist natürlich nahe bei mir. Aber die  Charaktere haben schnell ein Eigenleben entwickelt. 
AZ: Sie sind in Nürnberg aufgewachsen. Was sagen denn   Ihre Jugend-Freunde zu dem Buch. Erkennen die sich da wieder?
DOMINIK  SCHÜTTE: Ganz  viele Freunde und alte Bekannte aus Nürnberger sagen natürlich, sie  hatten Spass beim Lesen, aber   sie konnten es kaum wertfrei tun, weil Reales und fiktive Geschichte  hoffnungslos verwurschtelt waren. Denn vieles im Buch ist tatsächlich so  passiert. Oder ich habe davon gehört, dass   es jemandem passiert ist. Aber ich verrate nicht, was erfunden und was  real ist. Ein paar Leute erkennen sich natürlich eindeutig wieder - und  von denen hat sich bisher keiner   beschwert.
AZ: Ihre Nürnberger Lesungen werden also eine Art Wiedersehensfeier mit Freunden?
DOMINIK  SCHÜTTE: Die  nächtliche Lesung in der Zwingerbar bestimmt - aber da ich bin auch   ganz schön nervös. Denn ich spiele auch selbst Songs von Springsteen  auf der Gitarre. Damit die Leute mitbekommen, was mir das bedeutet. Und  in Nürnberg kennen mich ja so viele, da bin   ich schon besonders aufgeregt.
AZ: Haben Sie denn Springsteen je persönlich getroffen?
DOMINIK  SCHÜTTE: Nee, ich war zwar auch auf seinen Spuren in New Jersey unterwegs, allerdings   weitaus weniger forsch als Tom. Und so nah wollte ich ihm auch nicht auf die Pelle rücken.
AZ:Gar nicht?
DOMINIK  SCHÜTTE: Naja, einmal stand ich im Konzert ganz vorne und hätte   seine Wade packen können. Abgeklatscht hätte ich mit ihm schon. Aber die Wade packen? Nö. 
Dominik Schütte stellt sein Buch am 2. Mai ab 20 Uhr in der Nürnberger Zwingerbar vor.
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