Neuer Finanzschock: Wird Gold jetzt Mangelware?
Bankenkrise: In Nürnberg werden die Goldreserven knapp, doch die meisten Kunden lassen ihr Geld auf Konten und Sparbüchern.
NÜRNBERG Tag für Tag neue Horror-Meldungen von den Finanzmärkten und kein Ende in Sicht. Da kann Bundeskanzlerin Angela Merkel noch so betonen, die Spareinlagen seien sicher — ein mulmiges Gefühl bleibt. Nun der neueste Schock: Bei den Banken wird Gold knapp! Wie die AZ von einem Insider erfuhr, ist weder in der Nürnberger Filiale der Hypo-Vereinsbank, deren Tochter Hypo Real Estate die Negativ-Schlagzeilen anführt, noch in der Münchner Zentrale schnell an Gold zu kommen. Eine Woche beträgt die Wartezeit.
Da kann ein HypoSprecher, der ungenannt bleiben will, noch so abwiegeln und von Zulieferproblemen sprechen, mit denen die Bank „nichts zu tun“ habe — dass Gold nicht mehr unbegrenzt zur Verfügung steht, bestätigt auch Jürgen Bauer, stellvertretender Pressesprecher der Nürnberger Sparkasse: „Die typischen Münzen sind ausverkauft. Barren zwischen einem Gramm und einem Kilogramm können aber innerhalb von zwei Tagen bei der Landesbank besorgt werden.“
Von einer „massiv gestiegenen Nachfrage“ beim als sicherer Anlageform geltenden Gold spricht Thomas Frank von „Münzen Frank“ in der Pillenreuther Straße: „Wir können den Markt gerade noch bedienen. Es ist aber nicht immer alles vohanden — da muss man teilweise nehmen, was man bekommt.“ Privatleute, Anleger und Umschichtler kaufen Gold „von einer Unze bis zum Goldbarren“.
Sparkassen-Kunden über ein verbandseigenes Haftungssystem abgesichert
Die Bankenkrisenlawine rollt also weiter. Macht sie den Nürnbergern Sorge? „Hunderprozentig! Aber das Geld abziehen und unters Kopfkissen legen? Der Bauch sagt ja, der Kopf nein,“ meint Hypo-Kundin Sabine Günther (44). Die Vertriebskauffrau: „Es gibt keine einfache Lösung, da hilft kein Goldkauf, sondern nur: Augen zu und durch.“
Auch Einzelhandelskaufmann Dietrich Mayer (64) will seine Ersparnisse auf der Bank lassen: „Je mehr von Krise gesprochen wird, desto unsicherer werden doch die Gelder.“ Er jedenfalls glaubt nicht, dass der Sparstrumpf eine Lösung ist.
Wie die meisten Sparer. „Generell gibt es kaum Reaktionen unserer Kunden auf die Bankenkrise“, stellt Michael Kläver, Marketing-Direktor der Sparkasse Nürnberg, fest: „In Einzelfällen fragen sie nach, ob ihre Einlagen sicher sind. Aber Sparkassenkunden sind von der Bankenkrise nicht betroffen!“ Sie sind über ein verbandseigenes Haftungssystem abgesichert.
Volks- und Raiffeisenbanken haben sich ebenfalls zusammengeschlossen und Garantiefonds gegründet. Sie können somit ebensowenig wie Sparkassen in die Insolvenz rutschen.
Steffen Markschies (34) vertraut der Sparkasse: „Ich habe mich bei meiner Bank erkundigt. So wie ich mein Geld angelegt habe, sind keine größeren Verluste zu erwarten.“ Auch VR-Bank-Kunde Robert Limday (26) bleibt gelassen. Zum einen hat er gehört, dass das Geld bei Genossenschaftsbanken sicher ist. Zum anderen hat der Student nichts zu verlieren: „Ich finde eher die Frage spannend: Wenn das Geld weg sein kann, können dann auch Schulden verschwinden?“
Georg Kasch
Mehr zur Bankenkrise lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Dienstag, 7. Oktober
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