Neuer Bildungsmonitor: Bayern verliert Spitzenplatz
BERLIN/MÜNCHEN - Bayerns Bildungssystem hat nach Einschätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) seinen bundesweiten Spitzenplatz verloren. Der Freistaat rutscht im Bildungsmonitor 2010 des IW auf Platz vier ab – hinter Sachsen, Thüringen und Baden-Württemberg.
Zwar hat der Freistaat nach Einschätzung des Instituts nach wie vor die besten Schulen aller Bundesländer, hinkt aber auf anderen Gebieten hinterher. Verbesserungsbedarf besteht demnach unter anderem bei der Ganztags- Betreuung von Kindern und bei der Integration von Einwandererkindern. Die Studie wurde im Auftrag der Initiative für Neue Soziale Marktwirtschaft erstellt und am Donnerstag in Berlin vorgestellt.
Ansonsten schneidet Bayern in den meisten der 13 untersuchten Handlungsfelder nach wie vor sehr gut ab: Die Schulen des Freistaats haben laut Bildungsmonitor deutschlandweit nicht nur die beste Qualität, sondern die Staatsregierung setzt ihre Gelder für die Schulen am effizientesten ein. Für die Bildung gab der Freistaat mehr aus als die meisten Bundesländer. Nur Thüringen wendete mehr Geld auf. Bei der Bekämpfung der Bildungsarmut sowie der Förderung der beruflichen Bildung lag Bayern auf dem dritten Platz.
Defizite sehen die Verfasser der Studie aber bei der sogenannten „Förderinfrastruktur“. Gemeint ist damit unter anderem die vorschulische Bildung im Kindergarten und die Ganztagsbetreuung. Die Studienautoren monieren außerdem den vergleichsweise niedrigen Anteil von Akademikern in der bayerischen Bevölkerung, insbesondere in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik: Im Bereich „Akademisierung“ belegt Bayern den zwölften Platz.
Bewertet wurden 13 „Handlungsfelder“ – wie etwa die Integration - und 111 Indikatoren. Darunter sind unter anderem die Bildungsausgaben, die Ergebnisse von Schulleistungstests, Schulabbrecherquoten, Abiturientenquoten und die Zahl der Ingenieursabschlüsse.
Die Daten beziehen sich meist auf das Jahr 2008, da noch keine aktuelleren Daten vorliegen. Die Studie zeigt nach Einschätzung der Initiative, dass die Fortschritte im Bildungssystem das Wirtschaftswachstum befördert haben. Seit 2000 hätten gut 42 000 Jungakademiker mehr die bayerischen Hochschulen verlassen als unter den damaligen Bedingungen zu erwarten gewesen sei. Die zusätzliche Ausbildungsleistung der Hochschulen gehe mit einem jährlichen Wachstumsbeitrag von rund 680 Millionen Euro einher. Und die Erhöhung der Schulqualität in Bayern seit 2000 dürfte langfristig die Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts um 0,2 Prozentpunkte pro Jahr steigern.
Die Ergebnisse des Bildungsmonitors werden auch mit denen der Vorjahre verglichen. So gibt die Studie darüber Auskunft, welches Bundesland die größten Verbesserungen erreicht hat. Seit dem ersten Bildungsmonitor im Jahr 2004 waren das Bremen und die ostdeutschen Bundesländer. Bayern lag damals noch auf dem ersten Platz.
dpa
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