Neue Antisemitismus-Meldestelle: Fast 180 Vorfälle in Bayern

Antisemitismus ist in Deutschland weiterhin an der Tagesordnung. Eine neue Stelle listet nun entsprechende Fälle auf. Auch diejenigen, die durch das Raster der Strafbehörden fallen.
dpa |
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Ein Hakenkreuz und ein durchgestrichener Davidstern sind an einer Gedenkstätte zu sehen. (Archivbild)
Daniel Reinhardt/dpa Ein Hakenkreuz und ein durchgestrichener Davidstern sind an einer Gedenkstätte zu sehen. (Archivbild)

München - Die neue Meldestelle für Antisemitismus in Bayern hat 2019 insgesamt 178 Vorfälle registriert. Dies geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten Jahresbericht der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS Bayern) hervor.

RIAS befürchtet noch größere Ausbreitung durch Corona-Krise

Unter den Fällen seien eine schwere Körperverletzung und neun Angriffe, elf gezielte Sachbeschädigungen sowie acht Bedrohungen. Rias befürchtet, dass wegen der Corona-Krise durch die Verbreitung von Verschwörungstheorien zu dem Virus der Antisemitismus noch weiter um sich greife.

Als einen schwerwiegenden Zwischenfall im Freistaat wertet die Informationsstelle beispielsweise einen Angriff auf einen Rabbiner und seine beiden erwachsenen Söhne Anfang August in München. Die drei Männer wurden damals nach Polizeiangaben in der Nähe einer Synagoge beleidigt und einer von ihnen bespuckt.

RIAS-Leiterin: "Vorfälle ereigneten sich häufig an öffentlichen Orten"

"Antisemitismus war für Jüdinnen und Juden in Bayern 2019 leider ein prägendes Thema", sagte RIAS-Bayern-Leiterin Annette Seidel-Arpaci. "Die uns bekannt gewordenen Vorfälle ereigneten sich häufig an öffentlichen Orten, an denen sich die Betroffenen in ihrem Alltag regelmäßig aufhalten, wie etwa beim Einkaufen oder auf dem Weg zur Arbeit."

Die Jahresbilanz ist allerdings unvollständig, auch weil die Meldestelle erst zum 1. April 2019 ihre Arbeit aufnahm. "Die erhobenen Zahlen spiegeln nur einen kleinen Ausschnitt des alltäglichen Antisemitismus wider", heißt es bei RIAS.

LKA kommt zu deutlich höheren Zahlen

Das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) kommt zu anderen, höheren Zahlen. Wie das Innenministerium in München im Februar berichtete, hatte das LKA 307 antisemitische Straftaten, überwiegend aus dem rechtsextremen Spektrum, im vergangenen Jahr registriert. Dies war ein Anstieg von fast 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

RIAS ist beim Bayerischen Jugendring angesiedelt und wird von Bayerns Sozialministerium gefördert. Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, betonte aus Anlass der ersten Bilanz der Meldestelle die Bedeutung. Deren Statistik trage dazu bei, ein umfassendes Bild des Antisemitismus zu zeichnen.

"Sie verzeichnet auch judenfeindliche Vorfälle, die unterhalb der Strafbarkeitsschwelle liegen und ergänzt die polizeiliche Kriminalstatistik", sagte Schuster. Solche Organisationen seien unverzichtbar, um Antisemitismus gezielt bekämpfen zu können.

Lesen Sie hier: Polizei löst Treffen wegen Umarmung auf

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