Neonazis bedrohen den Nürnberger Olympia-Star
Die Nürnberger Kampfsportlerin Sümeyye Gülec (18) hat gute Chancen auf eine Goldmedaille im Taekwondo. Für Deutschland. In ihrer Heimat wurde sie aber jetzt zur Zielscheibe von Neonazi-Angriffen.
NÜRNBERG Sie ist gerade mal 18 Jahre alt, bildhübsch, intelligent – und ein sportliches Aushängeschild Nürnbergs: Sümeyye Gülec. Bei den Olympischen Spielen in Peking (8. bis 24. August) vertritt die Kampfsportlerin (Taekwondo), die zum engsten Kreis der Medaillen-Kandidaten gehört, die deutsche Nation. Das ist unbelehrbaren Nazis ein Dorn im Auge. Im Internet bedrohen und beschimpfen sie sie auf übelste Weise.
„Das sind Leute, die einfach nichts im Kopf haben“, sagte Sümeyye zur AZ. Sie lässt sich durch die ewiggestrigen Dummköpfe, die sich unter dem Absender „Adolf Hitler“ ins Internet einklinkten, mitten in der heißen Vorbereitungsphase auf die Olympischen Spiele aber nicht aus der Ruhe bringen: „Ich habe wirklich was anderes zu tun, als mich mit dem Geschwätz auseinander zu setzen.“
Ziel der verbalen Angriffewurde auch Sümeyyes Onkel Özer, der in der Nürnberger Findelwiesenstraße ein Kampfsportzentrum leitet, das sportliche Talent seiner Nichte entdeckte und sie zur Top-Athletin ausbildete. Auch auf seiner Homepage tauchten wüste Beschimpfungen und Drohungen mit rassistischem Hintergrund auf, auch er nimmt es gelassen: „Ich sitze jetzt nicht gerade unter dem Tisch und zittere.“
Sümeyye, die seit Jahren zu den besten Taekwondokas der Welt gehört und bei Welt- und Europameisterschaften mit Spitzenplätzen glänzt, ist in Nürnberg geboren und groß geworden – und besitzt seit ihrer Geburt die deutsche Staatsbürgerschaft. Ihre Eltern stammen aus der Türkei. Sie leben schon seit Jahrzehnten in Franken und unterstützen die sportliche Karriere ihrer Tochter mit vollen Kräften. Ressentiments gegenüber Menschen anderer Länder sind allen völlig fremd. Sümeyye: „Durch meine sportliche Betätigung war ich schon überall auf der Welt und habe eines festgestellt: Ob einer schwarz, weiß, gelb oder grün ist, spielt doch überhaupt keine Rolle. Wichtig ist, wie einer als Mensch ist.“ Helmut Reister
