Nazi-Ware im alten Wirtshaus

In einem ehemaligen Lokal in Oberfranken betreiben zwei bekannte Rechte einen Online-Shop. Kirche und Politik reagieren
Oberprex - Im Sommer ließ das Innenministerium die Muskeln spielen. 700 Beamte waren an einer landesweiten Großrazzia gegen das Neonazi-Netzwerk „Freies Netz Süd“ (FNS) beteiligt. Auch der Nürnberger Stadtrat Sebastian Schmaus, der für die rechtslastige „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ im Stadtrat sitzt, war Ziel der Staatsaktion.
Von derartigen Behördenaktionen, die ein Verbot der Organisation zum erklärten Ziel haben, zeigt sich das FNS-Spitzenpersonal unbeeindruckt. Im ehemaligen Dorfwirtshaus der 200-Seelen-Gemeinde Oberprex (Kreis Hof) wird derzeit massiv aufgerüstet.
Matthias Fischer aus Fürth, der wegen seiner neonazistischen Performance schon im Gefängnis saß und mit Name und Anschrift im Telefonverzeichnis der NSU-Serienmörder auftauchte, sowie Tony Gentsch aus Töpen bei Hof, ebenfalls im Dachgeschoss der FNS-Hierarchie angekommen, sind seit Ende November auch noch in den braunen Versandhandel eingestiegen.
Von dem Wirtshaus aus, das sich in den vergangenen drei Jahren zu einer Anlaufstelle für Gesinnungsgenossen entwickelt hat, betreiben sie den Online-Shop „Final-Resistance“ als Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR), eingetragen beim Finanzamt Hof.
Zu finden sind im Shop etwa T-Shirts mit der mehr als zweifelhaften Aufschrift „ILove NS“ oder auf CD gebrannte Beschallung rechter Bands. Damit auch jeder weiß, wo es bei der „Matthias Fischer & Tony Gentsch GbR“ langgeht, prallt einem im Internet-Auftritt die Aussage „Wir sind keine Demokraten" entgegen und der Shop läuft unter dem Motto „True NS Streetware“.
Ursprünglich gegründet wurde der Online-Shop von Daniel Weigel aus Wackersdorf, der ebenfalls dem Führungszirkel des „Freien Netz Süd“ angehört und Vorsitzender der „Bürgerinitiative Soziale Alternative Oberpfalz“ ist. Dieses FNS-Tarnmodell, das nicht zufällig stark an die „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ erinnert, soll bei der Kommunalwahl im März als wählbare Liste auch in Fürth in Erscheinung treten. Noch sind die formalen Hürden aber nicht überwunden.
Auf kommunaler Ebene zeigen sich Kirche, Politik und Behörden im Widerstand gegen Rechts als geschlossene Reihe. Der Hofer Dekan, was Respekt verdient, hat eigens eine sozial geschulte Mitarbeiterin mit Vor-Ort-Arbeit in Oberprex betraut. An der permanenten Zementierung neonazistischer Strukturen aus dem früheren Dorfwirtshaus („Egerländer“) heraus, hat das offensichtlich nichts geändert.
Erworben wurde die Immobilie von der Mutter von Tony Gentsch. Damit, so schätzt das Landeskriminalamt die Verhältnisse ein, sollte die Nutzung als rechtsextremistischen Szene-Schwerpunkt verschleiert werden. Wie auch immer: Schon jetzt scheint „Oberprex 47“ der wichtigste Treffpunkt für das „Freie Netz Süd“ geworden zu sein. So genannte Kameradschaftsabende, Schulungen und sonstige Veranstaltungen, die sogar Gesinnungsgenossen aus dem Ausland anlocken, sind fest etabliert.