Nase voll vom Ausleihen
NÜRNBERG Die Woche der Abschiede ist auch die Zeit der Wahrheit für den Club. Denn nach den bereits fixen Abgängen von Marek Mintal, Julian Schieber (VfB Stuttgart) und Ilkay Gündogan (Dortmund) hat sich nun auch der letzte Funken Hoffnung auf eine Rückkehr von Mehmet Ekici zur neuen Saison endgültig in Luft aufgelöst. Die Bayern-Leihgabe wechselt laut „kicker” für die stolze Ablöse von fünf Millionen Euro zu Werder Bremen.
Womöglich wäre Memo sogar geblieben, betont er doch: „Die Zeit beim Club war für mich sehr positiv. Mir wird die Mannschaft fehlen, denn wir hatten eine sehr familiäre Atmosphäre. Und charakterlich war das hier der höchste Level.” Aber gleichzeitig sagt er klipp und klar: „Ich will kein Leihspieler mehr sein, ich brauche einfach Sicherheit.”
"Heynckes hat sich bei mir nicht gemeldet"
Ein weiteres Leihgeschäft wäre jedoch die einzige Möglichkeit gewesen, um sich die Dienste des fast unverzichtbaren Standardspezialisten (31 Saison-Einsätze) noch ein weiters Jahr zu sichern. Denn für einen Millionen-Scheck an die Bayern fehlt dem Club trotz der finanziell überragenden Saison, wie Bader gegenüber der AZ erklärte, schlichtweg (noch) das nötige Kleingeld: „Kaufen können wir ihn sicherlich nicht.”
Trotzdem war es weniger die finanzielle, als die sportliche Perspektive, wie Memo betont, die den Ausschlag gegeben hat: „Ich will fester Bestandteil einer Mannschaft sein. Denn für einen jungen Profi ist es nun mal das Wichtigste, möglichst oft und regelmäßig zu spielen.”
Diese Möglichkeit sah er bei seinem Stammverein, den Bayern, offensichtlich nicht mehr. Ganz abgesehen von der enormen Konkurrenz im FCB-Mittelfeld mit Arjen Robben, Franck Ribéry, Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos und Konsorten kam für Ekici selbst eine kurzfristige Rückkehr nach München nicht mehr in Frage.
Eigentlich hätte er zunächst beim neuen Bayern-Trainer Jupp Heynckes vorspielen sollen – um dann am Ende doch wieder weiterverscherbelt zu werden. Ekici: „So weit werde ich es nicht kommen lassen. Ich möchte abschalten und entspannt in den Urlaub fahren.” Zumal sich Heynckes bis heute „nicht bei mir gemeldet hat”.
Sein kongenialer Mittelfeld-Partner Ilkay Gündogan hatte es da mit seinem neuem Trainer Jürgen Klopp („Er ist zu 100 Prozent authentisch”) leichter. Zudem war seine Zukunft mit dem Wechsel zum BVB schon länger geklärt. Sodass er „die letzten Einheiten beim Club genießen kann”. Nur das Thema Nationalelf brennt Illy noch auf der Seele.
"Man muss mir auch mal sagen, ob man mit mir plant"
Von den DFB-Scouts wurde er zwar regelmäßig beobachtet. Aber, findet Gündogan: „Dann muss man mir auch mal sagen, ob man mit mir plant.” Der DFB habe zwar noch Priorität, „aber Jogi Löw hat mich noch nicht angerufen”. Was durchaus als versteckter Hinweis zu verstehen ist, dass der 20-Jährige nach wie vor auch für die Türkei spielen könnte. Allzu lange sollte der Bundestrainer mit seiner Aufwartung also besser nicht mehr warten.
Dem Club wird es egal sein. Denn einer der mit Dortmund vertraglich vereinbarten Nachschläge wird dann fällig, wenn Ilkay demnächst mit dem DFB-Adler oder dem türkischen Halbmond auflaufen sollte.