Nach Zwischentönen zum zackigen Zappa
NÜRNBERG - Der 29-jährige Blues-Gitarrist Derek Trucks brachte mit seiner Band den Nürnberger Hirsch zum glücklichen Schwitzen
Check: Saal – schwitzig und voll. Bühne – schummrig beleuchtet. Tempo – ausgewogen, nicht zu schnell, nicht zu schleppend. Sound – klar, transparent, nicht zu laut. So kennt man den Blues, so mag man den Blues. Nicht besonders überraschend, aber ungemein wohltuend. Dazu passt Derek Trucks perfekt. Der 29-Jährige, der seit Jahren als Blues-Wunderkind gefeiert wird, schon mit den Allman Brothers und Eric Clapton spielte, ist im Nürnberger Hirsch ein irrsinnig Konservativer. Anders als Blues-Rabauken wie Eric Sardinas, der schon mal mit nacktem Oberkörper seine Gitarre auf der Bühne verbrennt, ist Trucks ein Stiller. Er spricht nicht mit seinem Publikum, er singt nicht. Er steht über zwei Stunden praktisch an der gleichen Stelle. Seine Stimme ist die rote Gibson SG, die selten so warm und weich klang.
Wo andere sich in Saiten-Sprints ergötzen und schneller, schneller spielen wollen, setzt Trucks im Hirsch hintersinnig auf den richtigen Ton zur rechten Zeit. Und konzentriert sich zwischen Slide-Improvisationen auf die Zwischentöne, zaubert versteckte Klanglandschaften. Die Töne hört das Konzertvolk wohl – und ist glücklich schwitzend begeistert. Trucks hilft seine stoisch groovende fünfköpfige Begleitband, allen voran Schlagzeuger Yonrico Scottuen und Bassist Todd Smallie. Die beiden bilden eine Einheit, die den Gitarren-Ausflügen ohne Probleme folgen kann – beispielsweise in den Soul, wie bei „Sweet Inspiration“ vom neuen Album „Already Free“. Oder bei dem hypnotischen „I know“, das Trucks zum großen Konzert-Finale zu einem zackig Zappa-esken Klang-, Rhythmus- und Harmonie-Experiment ausufern lässt. mm
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