Nach Unfalltragödie in Bruckberg: Ein Ort im Schockzustand

Einen Tag nach der Tragödie am Bahnsteig von Bruckberg ist der Ort von Trauer ergriffen. Wie Bürger und Mitschüler Abschied von den beiden Brüdern nehmen.
Ingmar Schweder, Kerstin Petri, Lisa Marie Wimmer |
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Fotos der tödlich verunglückten Brüder Hasan und Blerian stehen am Bahnhof in Bruckberg umrahmt von Kerzen und Blumen.
Fotos der tödlich verunglückten Brüder Hasan und Blerian stehen am Bahnhof in Bruckberg umrahmt von Kerzen und Blumen. © S. Platzek

Bruckberg - Eine junge Frau kommt mit ihrem Hund zum Bahnsteig und legt einen Strauß Rosen nieder, wo bereits unzählige Kerzen und Blumen liegen. Sie bricht in Tränen aus, eine ältere Frau nimmt sie in den Arm. Alle paar Minuten kommen Menschen jeden Alters zur Unglücksstelle in Bruckberg, betrachten die Fotos der beiden Brüder und halten inne, um das Unbegreifliche zu fassen: Hasan (17) und Blerian A. (13) sind tot.

Polizei befragt Zeugen zum Unglück

Sie wollten am Dienstagmorgen ihren Zug zur Schule nach Landshut erwischen und sind dabei über einen beschrankten Bahnübergang gelaufen, als ein Zug sie erfasste und tötete. Am Mittwoch ermittelte die Polizei weiter zum genauen Hergang. Die Beamten befragen Zeugen und werten mögliche Videoaufnahmen von Überwachungskameras aus, wie ein Sprecher sagte. Bisher hätten Vernehmungen aber erste Ermittlungsergebnisse bestätigt.

Ob und warum die beiden Brüder den herannahenden Zug nicht bemerkten, blieb zunächst unklar.

Bürgermeister: "rabenschwarzer Tag für Bruckberg"

"Es war ein rabenschwarzer Tag für Bruckberg", sagt der Bürgermeister der Gemeinde Rudolf Radlmeier. Der Gemeinderat am Dienstag begann seine Sitzung mit einer Gedenkminute. In Absprache mit der Familie soll außerdem geklärt werden, inwieweit es zu einer Gedenkfeier kommen kann, sagt der Bürgermeister. Damit sich die Jugendlichen aus der Gemeinde von ihren Freunden verabschieden können.

Auch an der Staatlichen Realschule Landshut, die der jüngere der beiden Brüder besucht hat, steht man unter Schock. Das Kondolenzbuch, um von Blerian A. Abschied zu nehmen, liegt vor dem Direktorat aus. Sabine Welzenbach, Direktorin der Staatlichen Realschule, sagte am Mittwoch zur AZ: "Die Tage an unserer Schule stehen ganz im Zeichen der Trauer."

Schule trauert nach Unglück um Schüler

Auf der Homepage hat die Schulleitung einen Nachruf veröffentlicht, mit dem die Schulfamilie ihr Mitgefühl und ihre Trauer bekundet. Darin heißt es: "Tief erschüttert nehmen wir Abschied von Blerian A. Wir trauern um einen lieben Mitschüler, der so plötzlich aus unserer Mitte gerissen wurde. Seinen Angehörigen und seinen Freunden gehört unser aufrichtiges Mitgefühl. In unserem Herzen wird er weiterleben".

Zudem, so Welzenbach, habe man einen Brief verfasst, um die Eltern über die aktuelle Situation an der Schule zu informieren: "In dieser Woche sind Schulpsychologinnen und Mitarbeiter der Krisenintervention an der Staatlichen Realschule präsent, um den Schülern unserer Realschule bei der Bewältigung des Erlebten zu helfen."

Schülern und Lehrern steht psychologische Hilfe zur Verfügung

Welzenbach: "Die Schüler können je nach Bedarf die Klassenräume verlassen und die psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Auch Gruppengespräche sind möglich." Für Lehrer gilt dieses Angebot ebenfalls.

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Wie Welzenbach sagt, habe das Kriseninterventionsteam geraten, soweit wie möglich den normalen Schulalltag fortzuführen oder zumindest wieder aufzunehmen. Eine harte Bewährungsprobe für die Schulfamilie. Welzenbach: "Es wird mit Sicherheit noch einige Zeit dauern, bis wieder so etwas wie ein Alltag möglich ist."

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4 Kommentare
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  • leafina am 15.10.2020 11:03 Uhr / Bewertung:

    Alles schön und gut! Es wäre doch aber sehr wünschenswert, wenn man auch an den Zugfahrer denken würde, dem sein Leben von dieser Sekunde an komplett versaut ist! Er wird sich von dem Ereignis vermutlich nie mehr erholen, geschweige denn seinen Beruf weiter ausüben können! Und das alles wegen Ereignissen, für die er noch nicht einmal etwas kann. Diesem Mann sollte auch mal öffentlich "gedacht" werden, und nicht nur den beiden Verursachern des sehr tragischen Unfalls. Allen Beteiligten alles, alles gute!

  • am 15.10.2020 13:45 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von leafina

    Leider vergisst man immer wieder die Personen die den Zug oder S oder U Bahn gesteuert haben, dass diese ein furchtbares Trauma erleben. Aber das verschweigt man immer!
    Dem Zugfahrer und auch den Beteiligten wünsche ich alles alles Gute und viel Kraft.
    Hier ist es besonders schlimm, es waren Kinder und Verursacher, der Zugfahrer kann nichts dafür.
    Und das wird Ihm sehr schwer zu schaffen machen.

  • eule75 am 15.10.2020 16:25 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von

    Sehr richtig.

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