Nach längerem Leerstand: Traditionslokal in Oberbayern hat gleich zwei neue Wirte

Noch rüttelt man vergebens an der Eingangstür des Restaurants. Noch hört man keine Gäste ratschen, lachen oder eine Halbe Bier ordern. Aber schon bald, ab 4. November, kehrt neues Leben in den Bayerischen Hof in Freising ein. Das Traditionslokal im gleichnamigen Hotel sperrt nach eineinhalb Jahren Leerstand wieder auf. In unmittelbarer Nähe zum Rathaus.
Zu zweit wollen Timo Siller (37) und Moritz Pfeifer (39) aus dem Raum Dachau das Lokal mit rund 120 Plätzen im Innenraum führen. Erst einmal fünf Tage die Woche (Sonntag und Montag sind Ruhetage).
Wie sehr sie hinter dem Gastro-Projekt stehen, zeigt der neue Name des Restaurants: Pfeillers. Eine Fusion aus ihren Nachnamen.
Zwei Wirte mit Gastro-Erfahrung
Sie wollen die Gastro bewusst zu zweit stemmen, die Aufgaben auf vier Schultern aufteilen. Moritz Pfeifer (39) ist gelernter Restaurantfachmann, der Mann für den Service und die Zahlen. Koch Timo Siller (37) kümmert sich um die Küche. "Jeder hat seinen Bereich, auf den er spezialisiert ist", so Pfeifer über die künftige Zusammenarbeit.
Beide kommen aus dem Raum Dachau, beide haben zuletzt Dorfwirtshäuser betrieben. Vor drei, vier Jahren lernten sie sich kennen. Jetzt wollen sie ein Lokal in einer größeren Stadt führen, gemeinsam.

Warum ausgerechnet in Freising? "Das Objekt war das attraktivste. Die Lage mitten in der Innenstadt ist perfekt", sagt Pfeifer. Ein Pluspunkt beim Pfeillers ist aus ihrer Sicht auch das angrenzende Hotel sowie die Reputation des Bayerischen Hofes.
Gaststätten-Tradition seit 1834
Inhaber Marc Sielhöfer teilt der AZ zur Geschichte mit: "Der Bayerische Hof ist seit 1834 als Hotel und Gaststätte in Freising das erste Haus am Platz, aber schon 1637 als Brauerei verbrieft. Seit 1889 befindet sich das Haus im Besitz der Familie Dettenhofer."
Über den Leerstand zuletzt sagt er: "Wir konnten leider nach dem zweiten Lockdown nicht wieder eröffnen, da sich unsere Köche und Bedienungen anderweitig orientiert haben und wir keine geeigneten Mitarbeiter gefunden haben." Er habe das Restaurant zunächst untervermietet, nach dem Weggang des letzten Mieters habe er sich bewusst Zeit gelassen, "damit die neuen Betreiber die richtigen Rahmenbedingungen vorfinden".

Was man nämlich vor Ort nicht übersehen kann: eine riesige Baustelle in der Fußgängerzone, genau vor der Haustür des Bayerischen Hofes. Sielhöfer: "Das Ende der Bauarbeiten ist nun absehbar und damit auch wieder eine gute Erreichbarkeit und eine sonnige Freischankfläche in einer der schönsten Innenstädte."
Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher begrüßt auf AZ-Anfrage ausdrücklich, dass wieder ein Betreiber für das Restaurant gefunden wurde. Zu der Baustelle teilt er mit: Es sei der vorerst letzte Bauabschnitt des großen Innenstadtumbaus, "der noch vor Weihnachten beendet wird und den Platz vor dem Hotel deutlich aufwertet".
Die Einrichtung bleibt "königlich, majestätisch"
Die AZ besucht das Restaurant vorab, es wirkt urig, ja, heimelig. Siller sagt: "Wir wollten es so klassisch belassen. Wir sind hier reingekommen und haben uns verliebt. Es ist königlich, majestätisch." Der Koch zeigt auf den grünen Teppich, die roten Stühle, die Glasmalerei. Pfeifer: "Klassisch trifft modern - das finde ich spannend."

Liab: Schon vor der Eröffnung bekommen die beiden Zuspruch. "Ich wurde schon von einer Dame aus Freising angerufen, die mir erzählt hat, dass sie sich total freut", sagt Pfeifer mit einem Lachen. "Wir haben auch schon Weihnachtsfeiern und Reservierungen für den ersten Weihnachtsfeiertag."
Ihre neuen Schwerpunkte auf der Speisekarte
Saisonal, regional, frisch - dieser Dreiklang ist den beiden wichtig. Koch Siller will grundsätzlich eine breit gefächerte Karte anbieten, die variieren wird. Von bayerisch bis asiatisch. "Ich bin Fan einer kleinen Karte mit zehn bis 15 Gerichten. Ich finde es einen Schmarrn, wenn man vier Seiten Speisekarte hat und die Leute am Schluss gar nicht mehr wissen, was vorne stand."
Klar ist auch: "Fertigzeug gibt es bei mir nicht." Dafür: selbst erlegtes Wild. Denn schon zu Beginn des Gesprächs erzählt Siller: Er ist auch Jäger. "Wenn ich heute Nacht rausgehe und ein Wildschwein erlege, gibt es Wildschwein auf der Karte."
Pläne des Kochs: Von Kalbsbeuschel bis Portobello
Noch steht die Speisekarte nicht final, trotzdem ein gedanklicher Vorgeschmack: "Es wird sicherlich auch einen Schweinebraten geben, aber nicht nur und nicht immer", sagt Siller. Dafür zum Beispiel ein Kalbsbeuschel - Zunge, Lunge und Herz vom Kalb mit Essiggurken, frischen Kräutern und Semmelknödeln. "Ich möchte alles von einem Tier verwerten und nicht nur das Rinderfilet nehmen."

Oder: Dunkelbiergulasch von der Allgäuer Färse mit hausgemachten Kürbisspätzle. Vegetarisch kommt auch nicht zu kurz. "Vegetarisch und vegan - natürlich", sagt Siller. Chili sin Carne oder gefüllte Portobello-Pilze zählt er auf.
Ehrliche Rechnung: So haben sich die Kosten verändert
Wie schaut es mit den Preisen aus? Die beiden versuchen zu erklären, wie angespannt es für die Branche ist. Siller veranschaulicht es anhand der Energiekosten in seinem alten Betrieb: "Ich habe 2021 angefangen. Damals hatte ich monatliche Stromkosten von 900 Euro. Jetzt im Jahr 2025 waren es 2200 Euro Strom im Monat."
Genauso sind die Kosten für Lebensmittel und Personal gestiegen. "Trotzdem wollen wir nicht den Rahmen sprengen", sagt Pfeifer. Siller ergänzt: "Ich bin kein Fan von Wucherpreisen, aber auch nicht von Burger-Tagen. Die Leute sollen kommen, weil das Essen frisch und regional ist und sie danach keine Bauchschmerzen von Glutamat oder Ähnlichem bekommen."
Motivation: "Der Kontakt mit Gästen gibt unglaublich viel zurück"
Auch wenn die Arbeit in der Gastro kräftezehrend sein kann, brennen beide dafür. Ohne zu zögern. "Der Kontakt mit den Gästen, die kreative Verwirklichung - das gibt unglaublich viel zurück. Wenn du ein volles Restaurant hast und die Gäste zufrieden und glücklich nach Hause gehen, kann man das mit Geld nicht aufwerten", sagt Pfeifer.