Nach dem Unglück in Nürnberg: Bahn baut Schutzwand!
Bis Ende 2010 soll die von Anwohnern geforderte Mauer kommen. Doch kann sie auch wirklich vor künftigen Zug-Katastrophen schützen?
NÜRNBERG „Ich traue der Sache noch nicht“, sagt Max Stühler. Kein Wunder: Der Schock sitzt bei ihm noch tief. Am Freitagnachmittag entgleiste direkt vor seinem Wohnzimmer in Schweinau ein Güterzug.
Jetzt soll laut Bahn endlich eine Schutzwand gebaut werden, die die Anwohner schon lange fordern. Martin Burkert, Bahnexperte der Bundestags-SPD aus Nürnberg, erklärt die Pläne: „In Schweinau werden bis Ende 2010 zwei Schallschutzwände gebaut. Eine auf einer Länge von über 600 Metern zwischen der Daimlerstraße und der Schweinauer Hauptstraße. Und die andere wird von der Tennishalle Olivenweg bis zur Zedernstraße gebaut“ – also genau am Unglücksort.
Und vielleicht, so die Hoffnung der Anwohner, könnte eine derartige Schutzwand auch vor künftigen Zug-Unglücken schützen. Die Bahn selbst äußerte sich gestern dazu gegenüber der AZ nicht. Derweil hofft man im Viertel vorsichtig. Zu oft wurde der Bau der Schutzwand in Aussicht gestellt – und dann doch wieder verschoben.
Dabei ist die Wand bitter nötig, sagt Stühler. Der Lärm im Wohngebiet zwischen Bahnlinie und Südwesttangente sei oft nicht auszuhalten. „Da fahren alle zehn Minuten die Züge mit uralten Waggons entlang“, erklärt der Anwohner. Er lebt seit über 30 Jahren an der Bahnlinie. Und: Auch die Gefahr, die von der Bahnlinie ohne Schallschutz ausgeht, ist ihm bewusst: „Wenn das ein paar Meter weiter vorne passiert wäre, dann hätte es Tote gegeben“, ist sich Stühler sicher. „Da spielen Kinder, da stehen Plantschbecken.“
Der Schaden beläuft sich auf etwa drei Millionen Euro
Noch ist die Unglücksursache aber nicht geklärt. 14 von 24 Waggons eines Güterzugs, der auf dem Weg zum Rangierbahnhof war, sind am Freitag aus den Schienen gesprungen. Dabei entstand ein Schaden von drei Millionen Euro. Verletzt wurde niemand. Die Wagen des Zuges haben die Gleise und Schwellen völlig zermahlen – was die Spurensuche zusätzlich erschwert. Trotzdem fordert Experte Burkert eine umfassende Aufklärung. Denn besonders überrascht hat auch die Bahnpolizei, dass die Waggons trotz geringer Geschwindigkeit aus den Gleisen gesprungen sind.
In der Zwischenzeit wurde die Unfallstelle geräumt. Die 14 Waggons wurden aufs Nachbargleis gehoben und abgeschleppt. Das Gleis ist auf etwa einem Kilometer Länge beschädigt, sodass es von der Bahn bis nächste Woche ausgewechselt wird. „Da das Gegengleis aber befahrbar ist, sind nur geringfügige Auswirkungen zu verzeichnen“, sagte ein Bahnsprecher.