Nach dem Desaster in Frankfurt: Alarmstufe ROT!
Nach dem Frankfurt-Desaster haben Image und Kasse des 1. FC Nürnberg schwer gelitten. Die Fans müssen sich nun auf drastisch erhöhte Sicherheitsmaßnahmen einstellen. Auch erste Erkenntnisse aus der Videoanalyse von den Vorgängen in Frankfurt liegen vor.
NÜRNBERG Beim Club herrscht vor der Hausaufgabe gegen den VfL Wolfsburg Alarmstufe Rot! Nach den Vorfällen vom vergangenen Samstag in Frankfurt werden die Sicherheitsmaßnahmen drastisch erhöht. Weil einige wenige Chaoten durch das Zünden von drei Böllern und einer Leuchtrakete für einen bundesweiten Aufschrei der Entrüstung gesorgt hatten. Und das Gros der friedlichen FCN-Anhänger von einigen Stellen fatalerweise sofort in Sippenhaft genommen wurde.
Von dererlei Pauschalisierungen sind sie beim Club zum Glück weit entfernt. Auch wenn das Image sowie die Vereinskasse – der DFB verhängte eine Strafe von 50000 Euro – arg gelitten haben. „Dass wir in punkto Sicherheit etwas zulegen, ist wohl jedem klar“, erklärt Manager Martin Bader. Konkret in die Karten schauen lassen will sich dabei weder der Club, noch die Polizei oder der Security-Dienst der Firma Engelhardt & Co. Deren Geschäftsführer Stephan Schwager sagt: „Natürlich werden wir unsere Ordner bezüglich genauer Kontrollen sensibilisieren, doch unser vorhandenes Konzept hat sich in den letzten Jahren sehr gut bewährt.“
Dieses steht allerdings auf dem Prüfstand. Der DFB schickt aus Frankfurt extra eine „überwachende Delegation“ in die Noris. „Wir wollen jedem Besucher signalisieren, dass er ohne Angst vor einer Gefahr zu uns ins Stadion kommen kann“, sagt Bader. Und setzt auf die abschreckende Wirkung auf potenzielle Nachahmer oder Wiederholungstäter. „Das Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen ist kein Lausbubenstreich. Sondern eine Straftat.“
Erste Erkenntnisse aus der Videoanalyse vom Samstag haben ergeben: Die Böller sind von vermeintlichen Club- „Fans“ gezündet worden. Die auf dem Spielfeld gelandete Leuchtrakete – die zur 20-minütigen Spielunterbrechung geführt hatte – soll aus dem Pulk der „befreundeten“ Rapid-Wien-Ultras gekommen sein. „Es gibt diverse Zeugenaussagen. Die Bilder sind noch nicht abschließend ausgewertet“, gibt Bader bei der Jagd auf die Chaoten keine Ruhe.
Allerdings sollen die verschärften Einlasskontrollen im Bereich Nordkurve nicht zum Kesseltreiben werden. „Das Familienerlebnis bleibt weiter im Vordergrund“, versichert Sicherheits-Experte Schwager. Sorgen, dass nach dem AZ–Artikel vom Dienstag, ein Insider beschrieb das trickreiche Vorgehen beim Schmuggeln von Feuerwerkskörpern, auch Kinder einer Leibesvisitation unterzogen werden, wischt Polizeieinsatzleiter Kurt Benisch vom Tisch: „Verdachtsmomente beziehen sich auf Personen – und nicht auf deren Alter.“ Gut so! Auch, dass Taschen und Rucksäcke ohne Ausnahme bei allen Besuchern gefilzt werden.
Den Ball flach halten ist also auch vor dem Anpfiff die Devise. Die Polizei, bereits gestern im Stadion mit einer Spezialeinheit (USK) angeblich nur zu „Schulungszwecken“ (FCN-Organisationschef Matthias Huber) präsent, erhöht lediglich aufgrund der vom Fanverband (FV) initiierten Demo ihr Aufgebot. Wobei das am Montag von den FV’lern ausposaunte Motto in Bezug auf die Club-Ultras – „Vermummte und Schwarzkutten haben im Stadion nichts zu suchen“ – erhebliches Konfliktpotenzial birgt.
Für Bader rangiert das unter der Rubrik „Meinungsfreiheit“. Glücklich ist er darüber nicht. Denn: „Wir wollen keine Zersplitterung unserer Fankurve. Sie soll durch die verschiedenen Gruppen bunt bleiben. Und eine Einheit, die unsere Mannschaft gerade in der jetzigen Phase dringend benötigt.“
Schließlich soll es bundesweit künftig wieder heißen: Der Club hat doch die besten Fans der Liga.
Markus Löser