Angriff auf Psychiatrie-Mitarbeiter - Männer vor Gericht

Vier Männer flüchten 2024 aus einer psychiatrischen Klinik in Niederbayern. Um die Öffnung der Pforte zu erzwingen, überwältigen sie einen Mitarbeiter. Nun wird dem Quartett der Prozess gemacht.
dpa |
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Laut Anklage überwältigten vier Männer am 17. August 2024 einen Mitarbeiter des BKH Straubing, um die Öffnung der Pforte zu erzwingen.
Laut Anklage überwältigten vier Männer am 17. August 2024 einen Mitarbeiter des BKH Straubing, um die Öffnung der Pforte zu erzwingen. © Armin Weigel/dpa
Regensburg

Eineinhalb Jahre nach ihrer Flucht aus dem Bezirkskrankenhaus (BKH) Straubing sind vier Männer vor dem Landgericht Regensburg angeklagt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Geiselnahme, gefährliche Körperverletzung sowie Angriff auf Vollstreckungsbeamte vor. Der Anklage nach hatten sie einen Mitarbeiter attackiert, um die Öffnung der Klinikpforte zu erzwingen. Der Prozessauftakt fand unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt.

Drei der Angeklagten räumten die Vorwürfe über ihre Verteidiger ein, einer tat dies zumindest in Teilen. Die verurteilten Straftäter im Alter zwischen 29 und 32 Jahren hatten sich in der psychiatrischen Einrichtung im Maßregelvollzug befunden. Bei drei der Männer sollte den Angaben zufolge die Therapie abgebrochen werden und die Verlegung in eine Justizvollzugsanstalt folgen. Um dieser zu entgehen, sollen die Männer den Entschluss gefasst haben, zu fliehen.

Den Ermittlungen zufolge beschlossen sie, einen Klinikmitarbeiter zu überwältigen, um mit diesem als Druckmittel durch die Sicherheitsschleuse entkommen zu können.

Vorwurf: Opfer mit dem Tode bedroht

Einer der Angeklagten soll den Mitarbeiter vor dem Wäschetrockner von hinten angegriffen und gepackt haben. Als der Mitarbeiter erhebliche Gegenwehr leistete, sollen ihn zwei weitere Angeklagte geschlagen und getreten haben. Einer der Männer habe ihm eine Spiegelscherbe gegen den Hals gedrückt und zuzustechen gedroht. 

Gemeinsam mit dem vierten Komplizen sei es ihnen letztlich gelungen, mit ihrem gefesselten Opfer bis zur Pforte vorzudringen. Einer der Männer soll dort dem Personal mit einem hölzernen Stuhlbein gedroht und gegen eine Panzerglasscheibe geschlagen haben, zudem sei einer unter anderem mit Wucht gegen die Türe getreten. Angesichts dieser Bedrohungslage und des blutverschmierten Kollegen habe das Personal die Schleuse geöffnet und die vier Männer ziehen lassen.

Der angegriffene Mitarbeiter erlitt den Angaben nach diverse Verletzungen und befindet sich seit dem Vorfall in psychiatrischer Behandlung. Auch zwei Mitarbeiter der Pforte mussten wegen psychischer Belastung behandelt werden. 

Angeklagte äußern Bedauern: "Ein furchtbarer Fehler"

Einer der Angeklagten ließ über seinen Anwalt ausrichten, die Tat tue ihm leid und er wolle sich entschuldigen und einen Täter-Opfer-Ausgleich leisten. Ein anderer sagte, das Geschehen sei "ein furchtbarer Fehler" gewesen und er bereue es zutiefst.

Der Angeklagte, der den Mitarbeiter den Ermittlungen nach überwältigte und festhielt, teilte mit, es sei richtig, dass er ein Druckmittel gebraucht habe, um aus der Klinik entkommen zu können. Er sei überrascht gewesen von der Gegenwehr des Opfers, habe ihn aber nicht verletzen wollen.

Nach den Männern war nach ihrer Flucht europaweit gefahndet worden. Binnen knapp drei Wochen wurden zwei von ihnen in Österreich und die beiden anderen in der Türkei gefasst.

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