Nach 51 Jahren: Der nächste bayerische Skilift macht dicht

Früher wäre am Hügel etwas unterhalb des kleinen Skigebiets am Götschen in Bischofswiesen in diesen Tagen alles vorbereitet worden: Zäune repariert, der Schlepplift gespannt, die Schneekanone aufgestellt. Doch heuer bleibt alles, wie es ist. Der Kollerlift wird nicht mehr öffnen.
"Es geht einfach nicht mehr", sagt der Betreiber
Nach 51 Jahren zieht Landwirtsfamilie Ilsanker einen Schlussstrich. Immer höhere Betriebskosten und die steigende Schneefallgrenze sind die Gründe für den schwierigen Entschluss.
"Die 51. Saison war unsere letzte", sagt Franz Ilsanker jun. mit ruhiger Stimme. Natürlich ist er traurig. "Wir haben das im Frühling familienintern beschlossen. Es geht einfach nicht mehr." Was früher ein kleiner, aber lebendiger Familienbetrieb war, ist nun Geschichte.
Die Ursachen: Steigende Energie- und Betriebskosten, dazu der Klimawandel
Seit 1974 war der Kollerlift ein Fixpunkt für Skianfänger, Familien und Kindergärten. Gegründet von Opa Josef Ilsanker, geführt über drei Generationen hinweg, wurde der kleine Hang am Sonnenhang in Bischofswiesen zu einem Ort, an dem unzählige Kinder ihre ersten Schwünge gelernt haben.

Drei Pisten, ein einfacher Seillift, eine Tubing-Bahn mit 25 Reifen, eine kleine Hütte mit Waffeln und Würstln: Mehr brauchte es nicht, um den Winter spürbar zu machen.
"Mit einer Schneekanone haben wir die Beschneiung nicht mehr hingebracht"
Doch die Zeiten haben sich geändert. "Die Energiekosten und Betriebskosten sind so durch die Decke gegangen, das kann man als Familie nicht mehr stemmen", sagt Ilsanker. Der Klimawandel hat das Übrige getan. "Mit einer Schneekanone haben wir die Beschneiung nicht mehr hingebracht." Man hätte zwei weitere gebraucht und dazu neue Stromanschlüsse. "Da hätten wir einen Batzen Geld investieren müssen."
Die Ilsankers haben sich lange bemüht, den Betrieb am Leben zu halten. Sie beschneiten, so oft es ging, reparierten, pflegten, manchmal mussten sie auch improvisieren. Im vergangenen Winter versuchten sie es noch mit einem Förderband, um Anfängern das Üben zu erleichtern. "Wir haben uns dagegen entschieden", sagt Franz Ilsanker. Allein die Genehmigungen für eine Erweiterung der Beschneiungsanlage wäre teuer und aufwendig geworden. Und wohl auch nicht zielführend "in der heutigen Zeit".
Das Interesse am Skisport geht zurück
Der Rückgang im Skisport erschwert die Lage zusätzlich. "Man merkt, dass weniger Kinder Skifahren lernen", sagt Ilsanker. Von Jahr zu Jahr gingen die Anmeldungen zurück. "Auch die Skischule von Weltmeisterin Katy Hölzl war bei uns. Aber die Nachfrage ist deutlich geschrumpft."

Der Lift war immer eine Herzenangelegenheit
Der Kollerlift war immer ein Privatprojekt und finanziert aus eigenem Antrieb, ohne Fördermittel im Hintergrund. Was einst aus reiner Leidenschaft begann, wurde in den vergangenen Jahren zur Belastung. „Es war immer eine Herzensangelegenheit, hinter der die ganze Familie stand, von meinen Eltern bis zu meinen Kindern“, so Franz Ilsanker. "Wir haben echt schöne Zeiten erlebt und eben auch Jahre, in denen wir Tag und Nacht gearbeitet haben, damit der Betrieb überhaupt möglich ist."
Doch irgendwann war klar: Es geht nicht mehr. Der Faschingsdienstag dieses Jahres war der letzte Betriebstag. Danach fuhr die Familie zum Skifahren nach Lofer, wo sie sah, wie sich die Massen auf den breiten Pisten drängten. "Da merkt man, unser Einzugsgebiet ist einfach zu klein", sagt Franz Ilsanker.
Jenner-Ende: "Das hat auch uns sehr weh getan"
Als der Jenner in Schönau am Königssee für Skifahrer geschlossen wurde, "war das für den ganzen Talkessel eine Negativwerbung. Das hat auch uns sehr wehgetan". Zum Abschied dankt der 39-Jährige allen Geschäftspartnern, Skischulen, Freunden und Bekannten, die die Familie und den Lift über die Jahrzehnte begleitet haben.
Für viele Bischofswieser war der kleine Schlepper ein Stück Kindheit. Jetzt ist die Wiese verwaist. Für die Familie Ilsanker und viele andere bleibt nur mehr die Erinnerung an 51 Winter, in denen Schnee noch selbstverständlich war.