Nach 31 Jahren: Sex-Mord an Oma (86) ist aufgeklärt

Anna Scherzer wurde 1977 als 86-Jährige vergewaltigt und erwürgt. Ein DNA-Abgleich überführte jetzt den Täter (76) aus Roth
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In diesen Graben in der Dr.-Haas-Straße in Schwabach wurde die Leiche von Anna Scherzer 1977 geworfen. Es dauerte 32 Jahre, bis die Polizei den Täter schnappen konnte.
Polizei In diesen Graben in der Dr.-Haas-Straße in Schwabach wurde die Leiche von Anna Scherzer 1977 geworfen. Es dauerte 32 Jahre, bis die Polizei den Täter schnappen konnte.
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Anna Scherzer wurde 1977 als 86-Jährige vergewaltigt und erwürgt. Ein DNA-Abgleich überführte jetzt den Täter (76) aus Roth

NÜRNBERG/SCHWABACH 1977, der „Deutsche Herbst“ ist auf dem Höhepunkt. Außerhalb von Schwabach nimmt in den Tagen um den 8. September 1977 kaum jemand Notiz vom grausamen Tod der 86-jährigen Anna Scherzer. Denn es ist die Zeit der RAF, Arbeitgeberpräsident Hans-Martin Schleyer wird entführt, die Zeitungen und die Öffentlichkeit kennen kein anderes Thema. Doch Mord verjährt nie. Und das Gedächtnis der Justiz und der Polizei arbeitet in solchen Fällen extrem gewissenhaft. Wenn es sein muss, jahrzehntelang. Jetzt, nach 32 Jahren wurde der Sexual-Mord geklärt – und Anna Scherzers Mörder festgenommen.

Deutliche Würgemale am Hals

Die Aufklärung des Falles ist zum Großteil dem genetischen Fingerabdruck und seinen Abgleichsmöglichkeiten im Polizeicomputer zu verdanken.

Rückblick: Am 8. September 1977 vergnügte sich die rüstige Rentnerin bei einer Busfahrt mit dem Pensionistenbund. Gegen 21 Uhr kehren die Ausflügler nach Schwabach zurück. Frau Scherzer macht sich auf den Heimweg – doch sie kommt nicht an. Ihr Sohn informiert beunruhigt gegen 22.30 Uhr die Polizei. Noch in der Nacht suchen viele Beamte und Helfer nach der Frau.

Am nächsten Morgen wird zunächst eine ihrer beiden Taschen entdeckt. Gefunden wird die Rentnerin erst am nächsten Morgen – tot. In der Dr.-Haas-Straße hatte der Mörder ihre Leiche in den Graben geworfen. An ihrem Hals sind deutliche Würgemale zu sehen, eine Obduktion zeigt später: Anna Scherzer wurde vergewaltigt. Ihre zweite Handtasche bleibt verschwunden.

Die Beamten konnten dem Schwabacher nichts nachweisen

Schon damals rückte Werner O. (Name geändert) ins Visier der Polizei. Der damals 44-Jährige war erst ein Jahr zuvor aus den USA zurückgekommen, wohin er als Zweijähriger mit seinen Eltern auswanderte. Doch die Beamten konnten dem Schwabacher nichts nachweisen.

Es verging viel Zeit: Mitte der 80er Jahre wurde O. als Täter verschiedener Sexualdelikte ermittelt. Aufgrund seines gestörten Sexualtriebes kam er in die Psychiatrie, wurde einige Jahre später wieder freigelassen. Durch Sexualtaten fiel er danach nicht mehr auf. Alle paar Jahre wurde der Mordfall Scherzer überprüft – zuletzt 1997, ohne Ergebnis.

Erst eine Speichelprobe überführte Werner O.

Nur ein Jahr später, 1998, revolutionierte die Wissenschaft die Ermittlungen der Polizei – die DNA konnte soweit entschlüsselt werden, dass Spuren des genetischen Fingerabdrucks für die Polizei zum hundertprozentigen Täternachweis wurden. So wurden in der Folgezeit DNA-Proben der Verdächtigen bei aktuellen Kriminalfällen genommen – aber auch „retrograd“ funktionierte das System: Das heißt, dass auch einschlägig Vorbestrafte eine Speichelprobe ohne aktuelle Taten abgeben mussten. Menschen wie Werner O.. Ihm wurde 2000 eine Speichelprobe entnommen. Als 2008 von der Staatsanwaltschaft die Order kam, den alten Scherzer-Fall turnusgemäß zu überprüfen, separierte die Erlanger Rechtsmedizin mögliche Täterspuren an Anna Scherzers Kleidung als DNA-Spuren. Der Abgleich im Computer brachte den Treffer: Es war O.s genetischer Fingerabdruck.

Der 76-Jährige lebte mittlerweile in Roth. Er wurde verhaftet – O. schweigt zu den Vorwürfen. hr/sw

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