Mysteriöse Unbekannte ersteigern Hitler-Bilder!
Eine polnische Jüdin und ein Wiener Musiker gaben drei Bilder zur Versteigerung. Sie gingen für 43.000 Euro an zwei neue Besitzer. Der Auktionator hat "keine Bedenken"
NÜRNBERG Ein Kunstexperte hätte sich niemals für die drei unscheinbaren Aquarelle interessiert, die am Samstag mit fast 5000 Bildern, Büchern, Antiquitäten und Möbeln im Auktionshaus Weidler am Albrecht-Dürer-Platz unter den Hammer kamen. Doch der Name des Urhebers zog gewisse Kundschaft magisch an: Die Bilder stammen von Adolf Hitler, der einst Maler werden wollte, aber mit seiner Bewerbung an der Wiener Kunstakademie gescheitert war.
Bereits im April hatte der Auktionator für Wirbel gesorgt, als er trotz heftigen Protests zwei Hitler-Werke versteigert hatte. Sie gingen für insgesamt 32.000 Euro weg. „Durch die Medien sind die jetzigen Einlieferer auf uns gestoßen“, erklärt Herbert Weidler.
Eine Jüdin aus Polen hatte das Bild „Weißenkirchen in der Wachau“ dem Auktionshaus überlassen. In gebrochenem Deutsch habe sie Weidler mitgeteilt, dass ihre Urgroßeltern das signierte Aquarell von einem jungen Künstler in Wien gekauft hatten – vermutlich von Hitler persönlich. Die beiden anderen Hitler-Werke, die „Zerschossene Mühle“ und das „Haus mit Brücke am Fluss“ stammten von einem Wiener Musiker, der neben den zwei Hitlers noch zehn andere geerbte Bilder von Künstlern am Wochenende versteigern ließ.
Auktionator Weidler will einen Teil des Erlöses spenden
Irritiert wirkte so mancher der 60 Auktionsbesucher auf den Klappstühlen im Untergeschoss, als Herbert Weidler erklärte, warum Kameras und Journalisten gekommen waren. „Ich habe bei der Veräußerung der drei Aquarelle keine Bedenken“, betonte der Auktionator. Die Stadt vermarkte ja auch Nazi-Gebäude. „Bilder und Bauten sind von einer Hand gezeichnet und geschaffen. Nur dass die Gebäude denkmalgeschützt sind – und die Bilder nicht! Deshalb gehen diese eben an Marktinteressenten.“
Die warteten bereits am Telefon. Sechs hatten sich zu der Auktion angemeldet. Darunter auch eine Frau, „die in der Wachau gewohnt hatte und das Bild deshalb unbedingt haben wollte“, so Junior-Chefin Kerstin Weidler. 3500 Euro betrug das Mindestgebot, im Saal bot niemand mit. Bei 6000 stieg ein einheimischer Telefonbieter aus.
Der Hammer fiel bei 24.000 Euro. Den Zuschlag bekam der mysteriöse Bieter Nummer 340 – er ersteigerte auch noch für 11.000 Euro das „Haus mit der Brücke am Fluss“. Er will anonym bleiben. Bekannt ist nur, dass er aus dem Ausland anrief. Das dritte Bild ging für 8000 Euro an einen unbekannten Käufer aus Deutschland.
20 Prozent vom Erlös bekommt das Auktionshaus. Wie auch das letzte Mal, will Weidler spenden. Diesmal für den Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Pellerhofes.
Andrea Uhrig
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