Mutter gesteht tödliche Schläge gegen neugeborene Tochter

Im Prozess um den gewaltsamen Tod ihres sieben Tage alten Babys hat die 22-jährige Melanie F. gestanden: Sie habe ihre Tochter auf den Kopf geschlagen und ein Jahr zuvor ihren damals zwei Tage alten Sohn so heftig geschüttelt, dass er eine Hirnblutung erlitt.
von  Abendzeitung
Die Angeklagte Melanie F. wird in den Gerichtssaal geführt.
Die Angeklagte Melanie F. wird in den Gerichtssaal geführt. © dapd

BAYREUTH - Im Prozess um den gewaltsamen Tod ihres sieben Tage alten Babys hat die 22-jährige Melanie F. gestanden: Sie habe ihre Tochter auf den Kopf geschlagen und ein Jahr zuvor ihren damals zwei Tage alten Sohn so heftig geschüttelt, dass er eine Hirnblutung erlitt.

Mit einem Geständnis der angeklagten Mutter Melanie F. hat am Mittwoch vor dem Landgericht Bayreuth der Prozess um den gewaltsamen Tod ihres sieben Tage alten Babys begonnen. Die 22-jährige Reinigungskraft aus dem oberfränkischen Pegnitz sagte aus, ihre Tochter Amelie im Oktober 2009 mehrmals stark mit der Hand auf den Kopf geschlagen zu haben, weil sie vom ständigen Weinen des Kindes „überfordert“ gewesen sei. Der Säugling erlitt durch die Schläge mehrere Schädelbrüche und massive Hirnblutungen und starb wenig später in einer Klinik.

Die 22-Jährige gab zudem zu, ein Jahr vor dieser Tat, im November 2008, ihren damals zwei Tage alten Sohn Raphael in einer Klinik so heftig geschüttelt zu haben, dass er eine Hirnblutung erlitt und seither schwerstbehindert ist. Auch hier wollte sie das weinende Kind ruhig stellen. „Ich war außer mir vor Wut auf mich selbst“, erklärte sie. Danach habe ihr alles sehr leid getan.

Die Staatsanwaltschaft wirft der jungen Frau Totschlag sowie schwere Körperverletzung und Misshandlung von Schutzbefohlenen vor. Die Anklagebehörde geht davon aus, dass die 22-Jährige den Tod ihrer Tochter zumindest billigend in Kauf nahm. Über die Folgen einer Gewalteinwirkung habe sie durch ihren Sohn Bescheid wissen müssen.

In ihrer mehr als zweistündigen, schleppenden Vernehmung schilderte die junge Frau leise und emotionslos, wie sie den Vater ihrer beiden Kinder 2007 in einer Diskothek kennengelernt hatte und wenig später von ihm schwanger wurde. Obwohl sie mehrere Monate mit ihm zusammen gewesen sei, wisse sie nicht viel von ihm, erklärte sie. Er sei deutlich älter als sie, pakistanischer Abstammung, habe bei seinem Bruder gelebt, nicht gearbeitet und sich zunächst mit ihr auf das gemeinsame erste Kind Freude.

Allerdings sei das Interesse an ihr dann rasch abgeflaut. Nach Raphaels Geburt habe er sich kaum mehr um sie gekümmert. Dennoch habe sie ihn wieder besucht und sei später erneut schwanger von ihm geworden. Eine Abtreibung sei für sie nicht infrage gekommen. Sie habe sich auch auf ihr zweites Kind Freude. Trotz ihrer Vorgeschichte, über die sie ihre Mutter und engste Bezugsperson erst kurz vor Amelies Geburt eingeweiht haben will, habe sie keine professionelle Hilfe in Anspruch genommen. „Ich hab' darauf vertraut, dass schon alles gut gehen wird“, sagte sie.

Ihr schwer pflegebedürftiger Sohn und sie lebten damals in der Wohnung ihrer Eltern in Pegnitz. Raphael wurde rund um die Uhr von Krankenschwestern betreut. Am 10. Oktober 2009 habe Amelie nicht mehr zu weinen aufgehört, schilderte die 22-Jährige. Sie habe versucht, ihr Kind zu füttern, aber das sei nicht gelungen. Dann habe sie mit offener Hand mehrmals und stark auf den Kopf ihrer Tochter eingeschlagen. „Ich wollte ihr nicht wehtun“, sagte sie. „Überfordert war ich, alleine.“

Der Prozess wird mit Zeugenaussagen fortgesetzt. Ein Urteil wird für den 15. Dezember erwartet.

dapd

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