Mutmaßlicher Autobahnschütze wegen Mordversuchs angeklagt

Aus Frust über Kollegen greift ein Lastwagenfahrer auf der Autobahn zur Waffe. Es dauert Jahre, bis die Polizei ihm auf die Schliche kommt. Nun steht die Anklage: 169 Fälle und versuchter Mord.
von  dpa
Der Mann, der über Jahre hinweg wahllos auf Autos und Lkw auf Autobahnen geschossen haben soll, steht seit Freitag in Würzburg vor Gericht.
Der Mann, der über Jahre hinweg wahllos auf Autos und Lkw auf Autobahnen geschossen haben soll, steht seit Freitag in Würzburg vor Gericht. © dpa

Aus Frust über Kollegen greift ein Lastwagenfahrer auf der Autobahn zur Waffe. Es dauert Jahre, bis die Polizei ihm im Sommer 2013 auf die Schliche kommt. Nun steht die Anklage: Die Staatsanwaltschaft wirft ihm 169 Fälle vor – und versuchten Mord.

Würzburg – Der mutmaßliche Autobahnschütze aus der Eifel ist in Würzburg wegen versuchten Mordes angeklagt worden. Der 58 Jahre alte Fernfahrer soll über Jahre hinweg vom Lenkrad aus auf andere Fahrzeuge geschossen haben. Er hatte nach seiner Festnahme im vergangenen Sommer pauschal gestanden, aus Verärgerung über andere Verkehrsteilnehmer zur Waffe gegriffen zu haben, wie der Leitende Oberstaatsanwalt Dietrich Geuder am Freitag mitteilte.

Die Anklage legt dem Mann nun 169 Fälle zur Last, darunter fünfmal versuchten Mord. Nach Darstellung der Ermittlungsbehörde nahm der Mann vor allem Autotransporter ins Visier. Er habe heimtückisch gehandelt und die Gefahr für Leib und Leben anderer zumindest billigend in Kauf genommen. Der Mann selbst beteuerte gegenüber den Ermittlern, es sei nie seine Absicht gewesen, Personen zu verletzen.

Die Serie von Schüssen auf deutschen Autobahnen hatte über Jahre für Schlagzeilen gesorgt, die Ermittlungen führte zuletzt das Bundeskriminalamt. Ein Projektil hatte im November 2009 eine Geschäftsfrau auf der A3 bei Würzburg in den Hals getroffen, sie erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Bei anderer Gelegenheit verletzte splitterndes Glas zwei weitere Menschen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 58-jährigen auch gefährliche Körperverletzung, gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr, Sachbeschädigung und Verstoß gegen das Waffengesetz vor.

Die Ermittler waren dem mutmaßlichen Serientäter mit Hilfe monatelanger Kennzeichen-Erfassung auf die Schliche gekommen. Ursprünglich war von mindestens 762 Schüssen die Rede. „Es ist völlig üblich, dass solche Fälle auf ein handhabbares Maß begrenzt werden“, sagte Geuder. Es stehen aber noch weitere Vorwürfe im Raum: Der Mann soll auch Nagelplättchen auf Straßen ausgelegt haben – hierzu dauern die Ermittlungen an.

Das Würzburger Landgericht hat die Anklage noch nicht zugelassen. Eine Verhandlung ist nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft nicht vor dem Frühsommer zu erwarten.

 

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