Musikerstreik in Pappkulisse

Fast wie im richtigen Leben: Nürnbergs Oper bereitet Giorgio Battistellis „Orchesterprobe“ vor.
von  Abendzeitung
Verdi oder Ver.di? Das ist einer der Streitpunkte zwischen Dirigent und Orchester in Battistellis Oper „Prova d’orchestra“, die am 14. März am Opernhaus Premiere feiert.
Verdi oder Ver.di? Das ist einer der Streitpunkte zwischen Dirigent und Orchester in Battistellis Oper „Prova d’orchestra“, die am 14. März am Opernhaus Premiere feiert. © Ludwig Olah

NÜRNBERG - Fast wie im richtigen Leben: Nürnbergs Oper bereitet Giorgio Battistellis „Orchesterprobe“ vor.

Ob Federico Fellini an Herbert von Karajan dachte, als er 1978 „Prova d’orchestra“ (Orchesterprobe) drehte? Im Film des italienischen Meisterregisseurs („La strada“) geht es um ein Orchester, das mit einer TV-Crew und einem despotischen deutschen Dirigenten konfrontiert wird: Der Maestro brüllt (Karajan war bekanntlich autoritär), die Musiker revoltieren. Am Ende dieser Parabel auf eine Gesellschaft in Auflösung fährt eine große Abrissbirne in den Probensaal.

17 Jahre später wählte sich der italienische Komponist Giorgio Battistelli Fellinis Drehbuch zur Grundlage seiner gleichnamigen Oper. In der Regie von Immo Karaman, einst Dauergast in Gelsenkirchen, erlebt „Prova d’orchestra“ am 14. März seine Nürnberger Erstaufführung. Die Koproduktion hat allerdings schon eineinhalb Jahre und eine erfolgreiche Teststrecke in Bern auf dem Buckel: Dort wurde Karamans „Prova d’orchestra“-Inszenierung zur zweiterfolgreichsten Produktion der Spielzeit.

Was auch daran liegen dürfte, dass Battistelli nicht neutönend schockiert, sondern nachvollziehbare Geschichten erzählen will und dafür tief in die Stilkiste greift. So hört man in „Prova d’orchestra“ neben einem schrägen „Walkürenritt“ Passagen, die an Strawinsky oder Philip Glass erinnern. Vorhören lässt sich das Werk auf einer 2007 bei Stradivarius erschienenen Gesamteinspielung.

Der Kampf des Kollektivs gegen den Diktator spielt bei Karaman in einer Pappkartonwelt hinter einem Fernsehbildschirm-Rahmen. Hier schlägt sich der Chor und eine Hand voll Solisten als Orchester mit ihren leeren Instrumentenkoffern herum — und mit dem despotischen, von Jochen Kupfer gesungenen Dirigenten. „Die Instrumentenkoffer werden als Waffen, Ungezieferkiller und Rückzugsorte genutzt“, kündigt Karaman an. Und glaubt, in Nürnberg die Inszenierung im Vergleich zu Bern noch vertieft zu haben.

Im Graben sitzen derweil statt der Philharmoniker die Nürnberger Symphoniker — und Guido Johannes Rumstadt muss dafür sorgen, dass das Chaos, dem sich sein Dirigentenkollege auf der Bühne gegenübersieht, in geordneten Bahnen abläuft. Georg Kasch

Einführung und Probenbesuch am 9. März, 18 Uhr, im Gluck-Saal des Opernhauses.

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