Müller-Brot: Jetzt reden die Firmengründer

„Unser Name wird durch den Dreck gezogen. Ich schäme mich zutiefst.“ Das sagt Evi Müller, deren Familie das Unternehmen bereits vor Jahren verkaufte, im AZ-Gespräch.
von  Thomas Gautier

„Unser Name wird durch den Dreck gezogen. Ich schäme mich zutiefst.“ Das sagt Evi Müller, deren Familie das Unternehmen bereits vor Jahren verkaufte, im exklusiven AZ-Gespräch.

München - In ihrer Stimme liegt Empörung und Wut. Evi Müller ist entsetzt über den Hygiene-Skandal bei Müller-Brot – noch mehr als alle anderen. Denn Müller-Brot war mal ihre Firma. Ihr Vater Hans gründete das Unternehmen, 2003 verkaufte die Familie es an den Unternehmer Klaus Ostendorf, einen der drei heutigen Geschäftsführer, der im Hintergrund die Fäden zieht. In der AZ spricht die Bäcker-Erbin exklusiv über die Affäre.

AZ: Frau Müller, Staatsanwalt, Schädlinge, Dreck – und das in Ihrer ehemaligen Firma Müller-Brot.

EVI MÜLLER: Wir sind alle zutiefst geschockt. Meinem 80-jährigen Vater geht es sehr schlecht. Er geht gar nicht mehr aus dem Haus. Unser Name wird durch den Dreck gezogen – der Name, für den auch hunderte Mitarbeiter gearbeitet haben. Mit dem Sie sich identifiziert haben. Das ihr Lebenswerk war. Das schmerzt zutiefst. Ich schäme mich, dass unser Name da steht. Mir wäre es lieber, wenn alle Logos verschwinden würden.

Wie haben Sie von dem Skandal erfahren?

Aus der Zeitung. Mich hat es fast umgehauen. Und jetzt, überall wenn ich durch München und das Oberland fahre, steht da unser Name! Solche Mängel gab es bei uns nicht. Ich möchte meine Familie davon distanziert sehen.

Ihr Großvater gründete einst die Bäckerei, dann übernahm ihr Vater Hans das Geschäft und machte es zu einem der größten deutschen Bäckereifirmen.

...und wir waren ein Musterbetrieb! Bei uns war Hygiene die oberste Prämisse, wir hatten ein sehr großes Hygienemanagement. Als uns die Firma gehörte, wurden sogar die Lastwagen innen und außen täglich sauber gemacht. <CS8.2>Wir hatten Angestellte, die ausschließlich für Hygiene und Wartung zuständig waren.

Wie konnte es Ihrer Meinung nach denn jetzt so weit kommen?

Das kann ich nicht beantworten. Vielleicht liegt es an Kostensenkungen, aber das sind nur Mutmaßungen, denn ich kenne keine Interna. Jedenfalls sind dafür die drei Geschäftsführer verantwortlich. Und sie müssen zur Rechenschaft gezogen werden. In Deutschland haben wir ein wunderbares Lebensmittelgesetz. Alles ist geregelt. Man muss es nur einhalten.

Haben Sie oder Ihre Familie noch irgend etwas mit Müller-Brot zu tun?

Wir sind seit dem Verkauf im Jahr 2003 weder Gesellschafter noch bekleiden wir im Unternehmen irgendeine Funktion.

Warum haben Sie die Bäckerei denn damals verkauft?

Gute Frage. Ich denke, dass mein Vater diese unternehmerische Entscheidung von allen am meisten bereut.

 

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