Mottensicherer Mord

NÜRNBERG - Silvester-Krimi mir schwarzem Humor: Das Theater Salz+Peffer servierte Agatha Christies „Mausefalle“.
Auch an einem Silvesterabend muss man ziemlich viel gebechert haben, um weiße Mäuse zu sehen. Nicht beim Theater Salz und Pfeffer: Anfangs drehen sie auf der KaLi-Bühne vergnügt ihre Schwänzchen, am Ende regnen sie als Schaumgummiversion auf die Bühne.
„Drei blinde Mäuse“ sollte Agatha Christies Kult-Krimi „Die Mausefalle“ ursprünglich heißen. Im Nürnberg-Debüt des längsten durchgehend gespielten Stücks der westlichen Theatergeschichte verneigen sich Paul und Wally Schmidt äußerst vergnüglich vor dem gleichnamigen englischen Nonsense-Lied mit blutiger Fußnote. Denn die zwei alten Damen Margarete und Rosemarie, in Hut und Glockenrock-Fummel auf der Plüsch-Couch mit „Arsen und Spitzenhäubchen“-Wahnwitz und Miss-Marple-Schrulligkeit gesegnet, feiern auf morbide Art Geburtstag: Punkte erhält nur, wer die mechanischen Mäuse mit Dartpfeilen trifft.
Weil sich dieser Spaß schnell erschöpft, schenkt die eine der anderen einen Krimi: Im Radio wird vom Mord an Maureen Lyon berichtet nebst dem Hinweis, dass der Mörder in der Pension Monkswell Manor vermutet wird. Das Anwesen schneit ein, also löst das kuriose Oma-Duo den Fall auf seine Weise: mit Telefon, Fabulierlust und kantigen Puppen.
Hauptattraktion des Abends bleiben die herrlich schrulligen und frei erfundenen Nürnberger Witwen von Paul und Wally Schmidt: In Oxford-Englisch fallen sie aus ihren Puppen-Rollen, streiten und vertragen sich, mischen sich ironisch in die Handlung ein. Wunderbar, wie sie als Engel verkleidet die ermordete Richterin in Cellophan einschweißen — mottensicher bis zur nächsten Vorstellung. Herrlich, wenn Pensions-Besitzerin Mollie ihren über der Sofalehne abgelegten Mann Giles ermahnt: „Lass dich nicht so hängen!“
Eva Kaufmann, als Spielerin zuletzt mit ihrem „Schacko“-Gastspiel in Nürnberg, hat sich als Regisseurin treffende Details einfallen lassen, schickt ihre Figuren in Schachtel-Zimmer, sorgt für Grusel-Spott, lässt Sergeant Trotter die Verdächtigen mit geschwätzigen Händen verhören und die taffe Miss Casewell als Lara-Croft-Verschnitt über die Bühne jagen.
Bei all dem schrägen Witz kommt allerdings die Krimihandlung zu kurz. Zwischen den nur grob skizzierten Charakteren knistert es kaum, zum Mitraten fehlen wesentliche Informationen. Wenn die Damen den Fall schließlich auf dem Sofa nachvollziehbar abstecken, ist er fast schon wie nebenbei gelöst.
Es bleibt der Spaß am schrulligen Spiel der Schmidts, am schwarzen Humor — und an den weißen Renn-Mäusen. Georg Kasch
Wieder 2., 15.,/16., 29.-31. Januar, 19.-21. Februar, Karten Tel. 0911/224388