Mordprozess geplatzt – weil der Richter krank ist!
Das Schwurgericht ist bis Januar ausgebucht – mit dem Mammutverfahren um den Erlanger Tiefgaragen-Mord. Der Killer von Tante Eva muss warten...
NÜRNBERG Muss der Prozess gegen den Dachdecker (28), der Tante Eva (79) erschlug, noch einmal aufgerollt werden? Eigentlich sollte er gestern bereits zu Ende gehen. Doch der Vorsitzende des Schwurgerichts, Richard Caspar, ist erkrankt. Zwei Termine mussten deshalb bereits ausfallen. Doch ein Verfahren darf nur drei Wochen lang unterbrochen werden...
Aber wann wiederholen? Der Terminplan der Strafkammer für Kapitalverbrechen ist bis nächsten Januar ausgebucht. Denn ein Mammutverfahren mit 500 (!) aufgebotenen Zeugen steht im Oktober an. In dem Indizienprozess geht es um die Ermordung der Arzthelferin Susanne M. (27) 1999 in einer Erlanger Tiefgarage.
Im aktuellen Mordprozess hat der Angeklagte Henry K. (28) die Tat gestanden. Im Drogenrausch will er seine Fürther Nachbarin, die weitläufig mit ihm verwandte „Tante Eva“, aus Versehen erschlagen haben – mit einem 1,5 Kilo schweren Stein, der in einer Tüte steckte.
29 Sachverständige und 500 Zeugen, um den Mord in Erlangen aufzuklären
Kein schwieriges Indizienverfahren. Doch das Problem ist, alle Prozessbeteiligten an bestimmten Tagen unter einen Hut zu bringen. Denn auch der Gutachter, der sich gestern über Drogensucht und Schuldfähigkeit des angeklagten Henry K. äußern sollte, ist ein viel beschäftigter Experte.
Gleich 29 Sachverständige und 500 Zeugen hat dagegen Oberstaatsanwalt Wolfgang Gründler in seiner 735 Seiten dicken Anklageschrift angeboten, um den Mord in Erlangen aufzuklären: Am 5. März 1999 verblutete die hübsche Arzthelferin Susanne M. (†27) nach zahlreichen Messerstichen in einer Erlanger Tiefgarage. Die zeitweilig aus 60 Beamten bestehende Soko „Susanne“ suchte jahrelang vergeblich nach dem Täter.
Bis man auf Peter S. (44) kam. Sein angebliches Motiv: Er soll seine Tochter (damals 13) missbraucht haben, die sich wiederum einer Freundin ihrer Mutter – eben Susanne M. – anvertraut habe. Die Arzthelferin wollte offenbar die Polizei einschalten. Ob sie deshalb sterben musste, soll das auf mindestens vier Monate angesetzte Mammutverfahren klären.
Der Mordprozess soll am 8. Oktober beginnen – mit einem Teil der 500 Zeugen. cis